Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 10/2016

By
Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der zuletzt neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essay/Artikel:

Eder, Franz X.: Sexualimages US-amerikanischer, französischer und schwedischer Frauen in österreichischen und westdeutschen Medien der 1950er- und 1960er-Jahre.
Abstract:
Sexualität und Geschlechterrollen zählten zu jenen soziokulturellen Feldern, die in der BRD und in Österreich in den Nachkriegsjahren besonders heftig diskutiert wurden. Mehr oder weniger Konsens bestand darüber, dass die NS-Geschlechterimages und die mit ihnen einhergehende pro- und antinatalistische Sexualideologie nur mehr zwecks Abgrenzung aufgerufen werden konnten. Sollte man also bei der Etablierung eines ‚neuen‘ Männer- und Frauenbildes und entsprechender Sexualformen an die Tradition der Weimarer Republik oder sogar des Kaiserreichs in der BRD bzw. an den Ständestaat oder die Erste Republik in Österreich anknüpfen? Eine solche Wiederbelebung hatte angesichts des unüberbrückbaren nationalsozialistischen ‚Kulturbruches‘ und der nicht zu verleugnenden ‚Neuen Zeiten‘ keine Chance. In den späten 1940er-Jahren nahm man deshalb Sexual- und Geschlechterimages anderer Länder und Kulturen in den Fokus. Der in Zeitungen und Zeitschriften, aber auch in Film und Radio ausgetragene Diskurs changierte in der Folge zwischen dem ‚Eigenen‘ und ‚Fremden‘ bzw. ‚Anderen‘, das man in diesen ‚Bildern‘ zu erkennen glaubte. Auch wenn der diskursive Mainstream in den 1950er- und frühen 1960er-Jahre einem konservativ-christlichen Familien- und Sexualideal folgte, entwickelte sich der hier sichtbare Sexualdiskurs vielfältiger als dies viele der politischen und kirchlichen Akteure propagierten.
Der vorliegende Text zeigt anhand von illustrierten Magazinen und Filmen, wie die Amerikanisierung und Westernisierung von Sexualität und Geschlechterrollen in der BRD und in Österreich mittels US-amerikanischer, französischer und schwedischer Images diskutiert wurde. Unter „Image“ werden dabei Vorstellungen, Einstellungen und Gefühle verstanden, die mit einem (meist bildlichen) Objekt erzeugt werden (sollen); gleichzeitig wird darunter aber auch (im Sinn des englischen „image“) das mentale Bild gemeint, das damit hergestellt wird bzw. hergestellt werden soll. Wobei eine rigorose Trennung von physischem und mentalem Bild (picture und image) sowohl in praktischen Bildakten wie auch in der wissenschaftlichen Analyse und Interpretation nicht möglich und sinnvoll erscheint. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2016), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2016/Article=766>.

Mutz, Mathias: Die Synchronisierung Europas. Die Einführung der Sommerzeit als Instrument der Krisenbewältigung und europäischen Harmonisierung, 1973-1996.
Abstract:
Wenn die Einwohner und Einwohnerinnen fast aller europäischer Staaten Ende März jeden Jahres ihre Uhren um eine Stunde vorstellen, dürften die wenigsten dies als Akt der europäischen Integration wahrnehmen. Angesichts der wiederkehrenden Debatten um die Auswirkungen auf die „innere Uhr“ erscheint die Zeitumstellung als von vielen ungeliebte technische Routine. Der Vorstoß der französischen Regierung aus dem Jahr 1975 mit einem Memorandum eine „Koordinierung auf Europäischer Ebene zur Einführung eines Sommerzeitsystems“ zu erreichen und die Partner der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) davon zu überzeugen, mit der Sommerzeit „im täglichen Leben ihre Einheit und Solidarität bekunden“ zu können, ist kein prägender Baustein der europäischen Identität geworden.
Andererseits stieß dieses Dokument eine Kettenreaktion an, die innerhalb eines Jahrzehnts zur flächendeckenden Einführung der Sommerzeit in Ost- und Westeuropa führte. Die damit erreichte bzw. wiederhergestellte Synchronisierung erleichterte die zunehmende Vernetzung und Verflechtung der Wirtschaft und des Alltagslebens in Europa. Anfang der 1970er-Jahre benutzen nur England und Irland (seit 1916) sowie Italien (Wiedereinführung 1966) die Sommerzeit. 1983 stellten alle europäischen Staaten außer Island ihre Uhren um. Die Sommerzeit ist somit ein Beispiel für die Dynamik von Standardisierung und Homogenisierung, aber gleichzeitig auch für die politischen Verwerfungen und soziokulturellen Probleme, die diesen Prozess begleiteten. Die Entwicklung der Sommerzeit im 20. Jahrhundert zeigt, wie – entgegen der heute verbreiteten Alltagswahrnehmung – die Zeitordnung ein ständiges Experimentierfeld politischer und sozialer Akteure darstellte und mehr als nur eine technische Frage war. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2016), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2016/Article=768>.

Material/Quellenauszug:

Die Wahrheit über die Pin-up-Girls (Cocktail, 1951). In: Themenportal Europäische Geschichte (2016), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2016/Article=767>.

Memorandum ueber die Zweckmaessigkeit einer Koordinierung auf Europäischer Ebene zur Einführung eines Sommerzeitsystems (April 1975). In: Themenportal Europäische Geschichte (2016), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2016/Article=769>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Im Namen der Herausgeberinnen und Herausgeber des Themenportals wünschen ich Ihnen erfolgreiche wie auch erholsame Semesterferien.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

Prof. Dr. Martin Baumeister (Rom) – Prof. Dr. Ewald Frie (Tübingen) – Prof. Dr. Madeleine Herren (Basel) – Prof. Dr. Rüdiger Hohls (Berlin) – Prof. Dr. Konrad Jarausch (Berlin, Chapel Hill) – Prof. Dr. Hartmut Kaelble (Berlin) – Prof. Dr. Maren Möhring (Leipzig) – Prof. Dr. Gabriele Metzler (Berlin) – Prof. Dr. Matthias Middell (Leipzig) – Prof. Dr. Alexander Nützenadel (Berlin) – Prof Dr. Iris Schröder (Erfurt) – Prof. Dr. Stefan Troebst (Leipzig) – Prof. Dr. Jakob Vogel (Paris) – Prof. Dr. Michael Wildt (Berlin)