Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 03/2016

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Februar 2016 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Türk, Henning: Weichenstellung für den EWG-Agrarmarkt. Der Beschluss über die Einrichtung des Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft vom 14. Januar 1962.
Abstract:
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union (EU) hat bis heute keinen guten Ruf. Dominierte seit den 1960er-Jahren zunächst die Kritik an den Butterbergen und Milchseen, die sie produzierte, so wurden seit den 1980er-Jahren vermehrt die Marktabschottung gegenüber den Entwicklungsländern und die Bevorzugung der konventionellen Landwirtschaft hinterfragt. Reformvorschläge, die es bereits frühzeitig gab, wurden von den Landwirtschaftsministern und agrarischen Verbänden über lange Zeit blockiert. Erst unter dem irischen Agrarkommissar Raymond MacSharry fand 1992 ein Paradigmenwechsel statt. Erstmals wurden die Einkommen der Landwirte nicht mehr nur über den Preis für das Produkt gestützt, sondern auch über Beihilfen, welche jetzt direkt an die Landwirte gezahlt wurden.
Da die Landwirtschaftspolitik der EG/EU über einen so langen Zeitraum in ihren Grundprinzipien unangetastet blieb, lohnt sich ein Blick in die Aufbauphase der GAP zwischen 1957 und 1964. In dieser Zeit wurden im Rahmen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) die Grundlagen für die GAP geschaffen. Staatliche Eingriffe in den Agrarmarkt waren an sich nicht ungewöhnlich. Die meisten Mitgliedsländer der EWG hatten bereits seit Jahrzehnten ein System der Stützung der eigenen Landwirtschaft aufgebaut. Dahinter standen nicht nur wirtschaftliche Gründe, sondern häufig auch ideologische Argumente, da man die Bauern als eine Art konservatives Bollwerk gegen gesellschaftliche Veränderungen verklärte. Auch die schwierige Versorgungslage nach dem Zweiten Weltkrieg hatte den Politikern noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig eine produktive Landwirtschaft für die Versorgung der westeuropäischen Bevölkerung war. Daher waren sich die Politiker in den 1950er-Jahren weitgehend einig, einen gemeinsamen Markt für Agrarprodukte in Westeuropa aufzubauen. Die große Frage war nur, wie aus den unterschiedlichen nationalen Systemen ein kohärentes europäisches System entwickelt werden könnte. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2016), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2016/Article=755>.

Lehnert, Sigrun: Die Deutsche Kino-Wochenschau der 1950er- und 1960er-Jahre als Vermittler der europäischen Idee.
Abstract:
Mit der Finanzkrise in Europa wurde deutlich, wie wichtig staatenübergreifende politische und gesellschaftliche Selbstreflexion für die Kommunikation über die herrschende Situation ist. Voraussetzung für eine solche Selbstreflexion ist das Wissen und die Erinnerung an Ursprünge und Wege. Die Schritte, die zur europäischen Gemeinschaft geführt haben und einen der Kontexte des Essays bilden, sind weitgehend bekannt. Wilfried Loth teilt den Weg zur Europäischen Union in acht Phasen ein. Wir befassen uns mit den ersten beiden Phasen, den Gründerjahren 1948–1957 und den Aufbaujahren 1958–1963, nicht mehr dagegen mit der dritten Phase, der Krisen der Sechser-Gemeinschaft 1963–1969. Wichtige Akteure auf diesem Weg waren die Franzosen Robert Schuman und Jean Monnet, der Italiener Alcide De Gasperi, der Belgier Paul-Henri Spaak und der Deutsche Konrad Adenauer. Sie alle hatten Kriegszeiten wie auch Zwischenkriegszeiten erlebt und sie verband eine kulturelle Aufgeschlossenheit. Sie bemühten sich um die Überwindung der Vorurteile und Belastungen aus der jüngsten europäischen Vergangenheit.
Ein sehr bedeutsamer Meilenstein – zwar nicht für eine politische Einigung, aber für die Wirtschaftsintegration – war 1951 die Gründung der oft als Montanunion bezeichneten Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). Während die Pläne zur Gründung einer Verteidigungsgemeinschaft 1954 scheiterten, wurden durch die Römischen Verträge im März 1957 die Zusammenarbeit in Wirtschaft (EWG) und in Fragen der Nutzung von Atomenergie (Euratom) geregelt und die Voraussetzungen für die Errichtung des Gemeinsamen Marktes geschaffen. Europa sollte zudem im westlichen Schulterschluss gegen den Ostblock wirken – und zwar in wirtschaftlicher, politischer, in militärischer und schließlich in ideologischer Hinsicht. Einer der Faktoren, der zum heutigen politisch und wirtschaftlich orientierten Westeuropa führte, war die Überzeugung der westlichen Alliierten, besonders der USA, dass die Bundesrepublik nicht nur politisch-militärisch, sondern auch ideell in den „Westen“ integriert werden müsse, um so gegenüber dem Ostblock eine weltanschaulich kooperierende Gemeinschaft zu schaffen. Diese Haltung vertrat auch Konrad Adenauer. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2016), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2016/Article=754>.

Materialien und Quellenauszüge:

Die Einrichtung des Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (20. April 1962). In: Themenportal Europäische Geschichte (2016), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2016/Article=756>.

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Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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