Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 03/2015

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Februar 2015 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Schieder, Martin: Stadt/Bild. Gustave Caillebotte, Baron Haussmann und eine Verkehrsinsel.
Abstract:
Bürgersteige und Straßen sind wie leergefegt. Nur drei Männer in Gehrock und mit Zylinder begleiten ihre eigenen Schatten über eine Verkehrsinsel, während zwei Kutschen durch das Bild schleichen. Auf dem Pflaster lassen sich noch die vagen Umrisse von zwei Frauen mit Sonnenschirm erahnen, die im gleißenden Mittagslicht dahinzuschmelzen scheinen. Wohl kaum ein Maler des französischen Impressionismus hat die gewaltige städtebauliche Umgestaltung und die mit ihr einhergehenden sozialen Umwälzungen, die Paris unter Napoléon III. erfuhr, so zu seinem Motiv gemacht, wie Gustave Caillebotte. Es sei nur sein ikonisches Gemälde Rue de Paris, temps de pluie (1877) genannt, in dem die modische Pariser Bourgeoisie mit ihren Regenschirmen über die Boulevards und Trottoirs promeniert. Ein kleineres Werk, das den nüchternen Titel Un Refuge, Boulevard Haussmann trägt (1880, Abb. 1) und eine nahezu menschenleere Verkehrsinsel auf der Rückseite der Opéra Garnier zeigt, ist bisher allerdings kaum in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, obgleich es als ein Sinnbild für die einschneidende urbane Umgestaltung im Second Empire gelesen werden kann, im Zuge derer Paris innerhalb von nur zwei Jahrzehnten zu einer Metropole wurde, die als Leitbild europa-, ja weltweit ausstrahlte. Anhand von Caillebottes Refuge läßt sich exemplarisch nachzeichnen, wie Architekten, Maler, Photographen und Literaten im 19. Jahrhundert die räumliche und soziale Erfahrung der modernen Großstadt ästhetisch und wahrnehmungsphysiologisch reflektierten. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2015), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2015/Article=707>.

Pammer, Michael: Die Eisenbahn erreicht Venedig.
Abstract:
Im Jahr 1841 stach ein Medailleur, dessen Name auf seinem Werk nicht angegeben ist, eine Bronzemedaille, 51 Millimeter im Durchmesser und knapp 43 Gramm schwer. Sie zeigt auf der Vorderseite eine Brücke, von der sechzehn Bogen zu sehen sind, auf die gerade ein von einer Dampflokomotive gezogener Zug auffährt. Darüber stehen die Worte: COMMERCIIS TERRA MARIQUE AUGENDIS (Zur Förderung des Verkehrs zu Land und zu Meer). Darunter steht: FUGIT OCIOR VENTIS (Schneller als der Wind flieht sie dahin). Die Unterschrift spielt wahrscheinlich auf die „Punica“ an, ein Epos von Silius Italicus aus dem 1. Jahrhundert, wo es heißt: „ventis fugit ocior“. Auch bei Silius geht es um ein Fahrzeug, nämlich um die Liburna, ein schnelles Ruderschiff der römischen Kriegsflotte, mit deren Kraft und Geschwindigkeit Silius den mächtigen Speerwurf des Scipio vergleicht.
Auf der Rückseite der Medaille steht: EX / INDULGENTIA / FERDINANDI I AUG[USTI] / AUSTR[IAE] IMP[ERATORIS] LONG[OBARDIAE] VEN[ETIAEQUE] REGIS / LAPIDEM AUSPICALEM PONTIS PER VENETA AESTUARIA / AERE SOCIORUM CONSTRUENDI / RAINERIUS ARCHID[UX] AUSTR[IAE] / VICE SACRA / ANNO MDCCCXLI / POSUIT (Durch die Güte Ferdinands I., Kaiser von Österreich, König der Lombardei und Venedigs, hat in dessen Vertretung Rainer, Erzherzog von Österreich, im Jahr 1841 den Grundstein der Brücke gelegt, die aus den Mitteln der Gesellschafter über die Lagune von Venedig gebaut werden soll).
Wer waren die genannten Personen? Ferdinand I., genannt der Gütige, war seit 1835 Kaiser von Österreich, 1848 übergab er die Regierung an seinen Neffen und Nachfolger Franz Joseph I. Zugleich war er König von Lombardo-Venetien, eines Staatswesens, das 1815 aus Teilen des Königreichs Italien gegründet worden war. Lombardo-Venetien umfasste die Gebiete der früheren Herzogtümer Mailand und Mantua, die bereits von 1714 bis 1796/97 österreichisch gewesen waren, sowie große Teile der früheren Republik Venedig, die Österreich von 1797 bis 1805 ebenfalls kurz innegehabt hatte. .....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2015), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2015/Article=708>.

Materialien und Quellenauszüge:

Bronzemedaille aus Venedig (1841) – Quelle 1 / von Kübeck, Karl Friedrich: Über die Spekulation mit Papieren von Eisenbahn-Unternehmungen (1846) – Quelle 2. In: Themenportal Europäische Geschichte (2015), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2015/Article=709>.

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Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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Published on
13.03.2015
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