Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 08/2014

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Juli 2014 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Gillen, Eckhart: Abstrakte Kunst als Instrument des Kalten Krieges der Kulturen. Der Wettbewerb für das Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen 1952/53.
Abstract:
Nicht nur im sowjetischen Machtbereich in Mittel- und Osteuropa, sondern auch in der westlichen Hemisphäre wurde Anfang der 1950er-Jahre mit Denkmälern Propaganda gemacht für die eigene Weltanschauung. Der Westen setzte den Begriff der Freiheit als Waffe im Kalten Krieg der Kulturen gegen das östliche Schlagwort der Gleichheit ein. Unter der Parole „Freiheit im Angriff“ versammelte der Kongreß für kulturelle Freiheit, der erstmals 1950 in Westberlin abgehalten wurde, 180 Intellektuelle aus 21 Ländern. Der Kongress verstand sich als eine „kulturelle Luftbrücke“ und verfolgte das Ziel, das Propagandamonopol der ‚Friedenspartisanen’ und ähnlicher Tarnorganisationen der sowjetisch gesteuerten Friedenskongresse in der Kulturwelt zu brechen.
In diesem Klima wird im Januar 1952 der Wettbewerb um ein Denkmal für den „Unbekannten politischen Gefangenen“ vom Institute of Contemporary Art (ICA) in London ausgeschrieben. Er soll an alle unbekannten Männer und Frauen erinnern „who in our time have given their lives or their liberty to the cause of human freedom“.Es bleibt also, typisch für den Kalten Krieg, bewusst offen, ob die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten oder die Unterdrückung der freien Meinung durch die Sowjetunion in Mittel- und Osteuropa gemeint ist. Den teilnehmenden Künstlern stellt man frei, ob sie das Thema gegenständlich oder nichtgegenständlich behandeln wollen. Die Zusammensetzung der Jury macht aber deutlich, dass die Sprache der Abstraktion erwünscht ist. Künstler aus allen Ländern, also auch aus den kommunistisch beherrschten Staaten, werden eingeladen. Ein in sieben Sprachen (darunter auch Russisch) verfasster Prospekt ruft zur Teilnahme auf und erklärt die Modalitäten des Wettbewerbs. Die unter sowjetischem Einfluss stehenden osteuropäischen Länder boykottieren allerdings den Wettbewerb, da sie die beabsichtigte Tendenz zu erkennen glauben. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2014), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2014/Article=692>.

Habit, Daniel: Europäische Kulturhauptstädte. Zwischen lokaler Eigenlogik und gesteuerter Harmonisierung.
Abstract:
„If we were to start all over again, we would start with culture.“ Dieses Jean Monnet zugeschriebene Zitat erfährt seit den 1980er-Jahren sowohl in der wissenschaftlichen Literatur als auch in öffentlichen Reden, Danksagungen und Grußworten im Kontext der Europäischen Union eine kontinuierliche Aufmerksamkeit. Die Popularität erklärt sich weniger aus dem (nicht vorhandenen) historischen Wahrheitsgehalt als vielmehr aus der Sehnsucht nach einem kulturellen Ursprungsgedanken, der sich stärker am Leitbild eines humanistischen Europabildes orientiert als an rationellen und ökonomischen Entscheidungen. Seine Bedeutung erlangt dieser Ausspruch vor allem auch durch sein Weiterleben in verschiedenen Argumentationszusammenhängen kultureller Programmentwürfe und Interventionen der EU.
Das Flaggschiff unter den verschiedenen Kulturinitiativen bildet dem Präsidenten der EU-Kommission, Manuel Barroso, zufolge das Konzept der „Kulturhauptstadt Europas“. Es wird im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen. Dieses 1985 von der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri und ihrem französischen Amtskollegen Jack Lang initiierte Programm nimmt in mehrerer Hinsicht einen besonderen Stellenwert unter den auf Kultur im weitesten Sinne ausgerichteten Aktivitäten der Union ein. In den Anfangsjahren zunächst unter dem Titel „Kulturstadt Europas“ firmierend und auf eine Stadt pro Jahr begrenzt, fungieren seit 2001 jeweils zwei Städte als Titelträger (bis auf 2003, 2005 und 2006); das Jahr 2000 mit insgesamt neun Städten (bedingt durch die symbolische Jahreszahl) sowie 2010, in dem neben den beiden eigentlichen Titelträgern, Essen und Pécs, Istanbul als Vertreter eines Nicht-EU-Mitglieds eingeladen worden war, bilden dabei Ausnahmen. 2012 wurde das ursprünglich 2019 auslaufende Konzept bis 2033 verlängert und wurden die jeweils turnusgemäß ausrichtenden Länder benannt, ab 2020 werden im Abstand von drei Jahren jeweils (potentielle) Kandidatenländer ebenfalls einen Titelträger stellen. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2014), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2014/Article=693>.

Materialien und Quellenauszüge:

EU-Kommission: Leitfaden für Bewerbungen als Kulturhauptstadt Europas (2006). In: Themenportal Europäische Geschichte (2014), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2014/Article=694>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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