Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 03/2014

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Februar 2014 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Jordan, Katrin: "Die Wolke, die an der Grenze haltmachte." Der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 im französischen Fernsehen.
Abstract:
Tschernobyl ist überall – nur nicht in Frankreich. Diesen Eindruck konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer der Abendnachrichten vom 30. April 1986 gewinnen, als sie den Wetterbericht des französischen Fernsehsenders Antenne 2 sahen. Vier Tage zuvor, am 26. April 1986, hatte sich im sowjetischen Kernkraftwerk Wladimir Iljitsch Lenin der zum damaligen Zeitpunkt schwerste Unfall in der zivilen Kernenergienutzung ereignet. Bei einem planmäßigen Test war der Reaktor des vierten Blocks außer Kontrolle geraten. Ein ungehinderter Leistungs und Temperaturanstieg führte zu einer Explosion, bei der der Reaktorkern zerstört und die Abdeckplatte samt Dach des Reaktorgebäudes gesprengt wurden. Durch das offene Dach entwichen über Tage hinweg radioaktive Substanzen, darunter die leicht flüchtigen Isotope Jod-131, Cäsium-137 und Strontium-90. Sie erreichten aufgrund der großen Hitze von mehr als 2.000 Grad Celsius, die vom brennenden Grafitmantel ausging, eine Höhe von bis zu 10.000 Metern und bildeten im Wesentlichen die sogenannte radioaktive ‚Wolke‘.
In den ersten Tagen trieb diese über Polen und die baltischen Länder hinweg in Richtung Skandinavien, wo im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark am 28. April 1986 aufgrund der erhöhten radioaktiven Strahlung Alarm ausgelöst wurde. Am gleichen Abend meldete die sowjetische Nachrichtenagentur TASS erstmals den Unfall. Einen Tag später griff das französische Fernsehen die Meldung auf, die zuständige Zentralstelle für Strahlenschutz, der Service central de protection contre les rayonnements ionisants (SCPRI), vertreten durch seinen Begründer und Direktor Pierre Pellerin, gab jedoch in den 13 Uhr-Nachrichten des Fernsehsenders TF1 Entwarnung für Frankreich. Die Radioaktivität sei zwar messbar, aber gesundheitlich vollkommen unbedenklich. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2014), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2014/Article=677>.

Höpel, Thomas: Die Abwehr internationaler Kunst im Nationalsozialismus.
Abstract:
Die Nationalsozialisten haben Kunst und Kultur große Aufmerksamkeit geschenkt und früh politisch instrumentalisiert. Sie wollten so auch Anhänger aus bildungsbürgerlichen und kirchlichen Milieus, die den Nationalsozialisten politisch nicht in jedem Falle nahe standen, gewinnen. In diesen Milieus hatte sich seit 1918 ein kritischer Diskurs gegenüber der republikanischen Kulturpolitik und der modernen Kunstentwicklung herausgebildet. Die nach 1918 aufblühende Kunst der Avantgarde war, trotz ihres Prestiges, eine Schöpfung von Außenseitern, die am Rande der etablierten bürgerlichen Gesellschaft blieb und deren Wertordnung in Frage stellte. An die daraus in breiten Teilen des Bildungsbürgertums resultierende Kritik trachteten die Nationalsozialisten anzudocken. Zudem bezogen sich ihre rasseideologischen Vorstellungen besonders nachdrücklich auf den Kunstbereich, was im Begriff der „Entartung“ zum Ausdruck kam. Den „internationalen“ Kunstströmungen, dem „Amerikanismus“ und dem „Kulturbolschewismus“ sollte durch die Rückbesinnung auf sogenannte „arteigene“ deutsche Kunst- und Kulturwerte begegnet werden.
Im Zusammenhang mit dem Aufbau der NSDAP zu einer Massenpartei wurden seit 1925/26 verschiedene Organisationen geschaffen, die einzelne soziale und berufliche Gruppen erfassen sollten. Um Gruppen im bildungsbürgerlich-völkischen Milieu zu mobilisieren und die „geistig Schaffenden“ zu erreichen, übernahm Alfred Rosenberg 1927 von der NSDAP-Führung den Auftrag, eine Kulturorganisation zu gründen. Rosenberg suchte daraufhin Kontakt zu kulturinteressierten Kreisen in der NSDAP sowie im völkischen Spektrum und gründete im Januar 1928 die Nationalsozialistische Gesellschaft für deutsche Kultur, deren Zielgruppen neben Künstlern noch Ärzte, Rechtsanwälte, Richter, Beamte, Offiziere und Techniker waren. Die Gesellschaft residierte in München, unter der gleichen Adresse, unter der auch die NSDAP zu finden war. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2014), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2014/Article=679>.

Materialien und Quellenauszüge:

Verlauf der radioaktiven 'Wolke' über Europa. Ausschnitt aus den 20 Uhr-Nachrichten des französischen Fernsehsenders Antenne 2 (30. April 1986). In: Themenportal Europäische Geschichte (2014), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2014/Article=678>.

"Die Geisteswende. Kulturverfall und seelische Wiedergeburt", Manifest des Kampfbundes für deutsche Kultur (1929). In: Themenportal Europäische Geschichte (2014), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2014/Article=680>.

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Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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