Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 03/2013

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Februar 2013 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Weichlein, Siegfried: "Ich versichere bei Strafe des Zuchthauses." Die Säkularisierung des Eides in Deutschland und Frankreich 1876-1882.
Abstract:
Die Geschichte des Eides, der Eiddebatten und der Eidreformen wirft ein Licht auf das unterschiedliche Verhältnis von Religion und Politik in Deutschland und in Frankreich. Die politische Arbeit an den Eidesformeln deutet auf verschiedene Wege der Säkularisierung der politischen Sprache in beiden Ländern hin. Sowohl die deutsche wie auch die französische neueste Geschichte kennen zahlreiche Anläufe, die religiösen Eidesformeln des Gerichtseides, der im Folgenden als Beispiel gewählt wird, zu beseitigen, sie zu säkularisieren oder den Gerichtseid durch eine eidesstattliche Versicherung ganz zu ersetzen. Eiddebatten tobten in beiden Gesellschaften. In ihnen stand schon bald mehr auf dem Spiel als die Produktion gerichtsverwertbarer wahrer Aussagen. Es ging dabei regelmäßig um Grundbegriffe des politischen und sozialen Zusammenlebens. In beiden Gesellschaften vermittelte die Debatte um den Gerichtseid Einblicke in Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Verhältnisbestimmung von Religion, Individuum und Gesellschaft.
Trotz des feindlich aufgeladenen Verhältnisses von Staat und Kirche in Frankreich fällt eine Besonderheit ins Auge: In Frankreich existierte der religiöse Gerichtseid bis 1972. Während die Schule, die Krankenhäuser und besonders die Politik weitestgehend laizistisch waren, war es bis in die V. Republik hinein unmöglich, den Gerichtssaal gänzlich laizistisch auszugestalten. In Frankreich enthielt der Gerichtseid erst seit 1972 und nicht schon seit den Religionskämpfen der III. Republik keinerlei religiöse Formeln mehr. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=598>.

Aus dem Band „Kultur und Beruf in Europa“, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012:

Naumann, Katja: Das Bemühen des US-amerikanischen Historikerverbandes um ein nationales Schulcurriculum in Geschichte nach deutschem Vorbild.
Abstract:
Im Winter des Jahres 1896 setzte der Historikerverband in den USA, die American Historical Association (AHA), eine Kommission ein, in der sechs ihrer führenden Köpfe und ein Lehrer die Lage des Faches an den Schulen sowie den Übergang an die Universität bewerteten und Empfehlungen formulierten, wofür sich die Berufsvereinigung in diesem Bereich einsetzen sollte. Ihr Bericht mit dem Titel The Study of History in Schools (1898) zirkulierte innerhalb des Verbandes, wurde aber vor allem an Schulleiter und Geschichtslehrer im ganzen Land versandt. Er enthielt den Vorschlag eines vierjährigen Lehrplanes für das Fach Geschichte, der zunächst die Alte Geschichte bis zum Jahr 800 behandeln würde, danach das Mittelalter und das Moderne Europa, gefolgt von einem Jahr Unterweisung zur Englischen Geschichte und der abschließenden Erörterung der US-Geschichte. Gedacht war er als Voraussetzung für die Zulassung an das College. Dieses Curriculum sollte den weit verbreiteten einjährigen Kurs general history ersetzen und damit Geschichte breiter sowie zugleich differenzierter vermitteln.
Mit dem Vorstoß in Richtung eines einheitlichen Schulunterrichts hatte sich die AHA als nationaler Akteur in der historischen Bildung etabliert. Immerhin steckte sie mit dem Curriculum die Eckpunkte eines historischen Grundlagenwissens ab, das an allen der höchst verschiedenen Schulen unterrichtet werden sollte, sodass an den Universitäten mit einem tatsächlich akademischen Studium der Geschichte begonnen werden könnte. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=594>.

McClelland, Charles E.: The German Model for American Medical Reform.
Abstract:
The “Flexner Report” (originally published in 1910) recently passed its hundredth anniversary. It was the culmination of a study commissioned by the new Carnegie Foundation and carried out by a German-American educational reformer (and former student at Johns Hopkins, Harvard and Berlin Universities), Abraham Flexner. Not only did it ring the death knell of apprentice-like, unscientific and private medical education in the USA; Flexner’s fame led him into a position with the Rockefeller Foundation to channel funding into the reforms he advocated and ultimately to found the Princeton Institute for Advanced Study, thanking German-speaking scholars who inspired him – such as Einstein – by recruiting them and saving them from Nazi persecution. His report may be regarded partly as a cultural manifesto, since it proposed to revolutionize higher education and the ancient “art” of healing. It still makes compelling reading and retains a number of unique features.
First, few such public documents have had such a deep impact on any cultural activity anywhere in the twentieth century, and certainly on the structure of medical education and practice in the USA and ultimately, through imitation, around the world. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=597>.

Materialien und Quellenauszüge:

Reden vor dem Deutschen Reichstag und dem französischen Senat von Ludwig Windthorst und M. Robert de Massy (1876/1882). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=599>.

Aus dem Band „Kultur und Beruf in Europa“, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012:

The Study of History in Schools: A Report to the American Historical Association by the Committee of the Seven (1898). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=595>.

Abraham Flexner: Medical Education in the United States and Canada (1910). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=596>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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