Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 01/2013

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Dezember 2012 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Ziemer, Klaus: Die Vereinbarungen von Danzig am 31. August 1980 zwischen dem überbetrieblichen Streikkomitee und der Regierungsdelegation.
Abstract:
Die polnische Partei- und Staatsführung unter Edward Gierek (im Amt von 1970 bis 1980) wollte im Juni 1976 durch notwendige, aber überfallartig versuchte Preiserhöhungen für subventionierte Konsumgüter die Staatsausgaben wieder in den Griff bekommen. Preiserhöhungen waren in Polen eine politisch hoch sensible Angelegenheit, seit die politische Führung unter Władysław Gomułka 1970 kurz vor Weihnachten die Preise für Lebensmittel drastisch erhöhte. Sie löste damit Streiks und Proteste in mehreren Städten, vor allem an der Küste aus, die blutig niedergeschlagen wurden. Dutzende von Toten waren hauptsächlich in Danzig (Gdańsk) und Gdingen (Gdynia) zu beklagen, was in den offiziellen Medien tabuisiert wurde. Gomułka wurde durch Gierek abgelöst. 1976 führte nicht nur die Art der Einführung der Preiserhöhungen, sondern auch die Struktur der geplanten „Kompensationen“ – Besserverdienende sollten zwar prozentual weniger, aber in absoluten Beträgen höhere Ausgleichszahlungen erhalten – zu landesweit heftigen Protesten. In Radom und ausgehend vom Traktorenwerk Ursus im gleichnamigen Warschauer Vorort kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die politische Führung verzichtete daraufhin zwar auf die Preiserhöhungen, ging jedoch in großem Umfang mit Repressionen gegen Arbeiter vor. Da davon nicht nur Personen betroffen waren, die gestreikt hatten, rief dies in breiteren Kreisen der Gesellschaft Empörung hervor.
Anfang 1976 waren bei der Diskussion über eine Verfassungsänderung, die unter anderem die Führungsrolle der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) festschrieb, zahlreiche Intellektuelle gegen die Partei mobilisiert worden. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=582>.

Aus dem Band „Kultur und Beruf in Europa“, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012:

Spode, Hasso: Geburt einer Wissenschaft: Zur Professionalisierung der Tourismusforschung.
Abstract:
Im Jahr 1998 fand an der Evangelischen Akademie Loccum eine Expertentagung über den Zustand der Tourismusforschung statt. Die Zusammenkunft fiel in eine Zeit des gärenden Unbehagens mit der „Theorieferne“ der Tourismusforschung und deren marginaler Rolle im Wissenschaftsbetrieb. „Die Disziplin der Liliputaner“ überschrieb denn auch die Frankfurter Rundschau ihren Bericht.
Gemessen am Gewicht des Tourismus im Gefüge entwickelter Gesellschaften war die damit befasste Wissenschaft in der Tat ein seltsam exotisches Fach. Als klassischer Fall einer „instrumentellen“, auf Zweck-Mittel-Optimierung limitierten „Kunstlehre“ unter dem Dach der Wirtschaftswissenschaften, teils auch der Geographie, litt diese kleine Disziplin unter ihrem Spagat zwischen Wirtschaft und Wissenschaft: Die Tourismusbranche war bislang auch ohne Akademiker erfolgreich gewesen – hier musste das Fach also die Praxisorientierung pflegen und kommunizieren. Dies aber schloss es aus dem Kreis der prestigeträchtigen „reinen“ Wissenschaften aus – im akademischen Feld musste es also seine „Wissenschaftlichkeit“ beschwören und versuchen, Ansprüche Dritter auf den Gegenstand abzuwehren.
Dies gelang nun immer weniger: Weltweit war die etablierte Fremdenverkehrsforschung in eine schwere Legitimationskrise geraten. Im deutschsprachigen Raum, deren Kernland, hatte das multidisziplinäre Handbuch zur Tourismuswissenschaft das Monopol der etablierten „Kunstlehre“ nachhaltig herausgefordert; in dessen Gefolge erschienen 1997 gleich zwei neue Zeitschriften auf dem Wissenschaftsmarkt und im Vorjahr war es zur Gründung der ebenfalls multidisziplinären Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT) gekommen. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=584>.

Schramm, Manuel: Das Europa der Motivforschung. Kultur und Beruf am Beispiel der Werbetreibenden nach dem Zweiten Weltkrieg.
Abstract:
Die Werbewirtschaft gilt heutzutage als wichtiger Teil der neuen, dynamischen „kreativen Industrien“ bzw. der sie tragenden „kreativen Klasse“. Obwohl ihr Anteil am gesamten Bruttoinlandsprodukt selbst in OECD-Mitgliedsstaaten immer noch relativ gering ist (zwischen 0,2 und 0,8 Prozent), widmen ihr die meisten Regierungen seit ungefähr zehn bis 15 Jahren wachsende Aufmerksamkeit, da sie als Wachstumssektor von post-industriellen Gesellschaften gilt. Über die wirtschaftliche Bedeutung hinaus ist natürlich die Werbung ein wichtiger Teil der Kultur unserer Gesellschaft. Stärker als die politische oder religiöse Symbolik besetzt sie den öffentlichen Raum, vor allem in den Metropolen Europas.
Ist die kulturelle Bedeutung der Werbung unumstritten, so ist doch der Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Werbung, ihrer Professionalisierung und Verwissenschaftlichung, und der Europäisierung Europas noch nicht erforscht. Inwiefern trug die Werbung zur kulturellen Einigung Westeuropas bei? Lassen sich hier, wie in anderen Bereichen des Konsums, europäische Besonderheiten ausmachen, die die europäischen Konsumgesellschaften von anderen, zum Beispiel der US-amerikanischen oder japanischen, unterschieden? Welche Vorstellungen von Europa herrschten bei den Werbetreibenden selbst vor? Wie stark war die Orientierung an den USA?
Diese Fragen können in der folgenden Skizze zwar nicht befriedigend beantwortet, sollen aber an dem Beispiel des österreichisch-amerikanischen Psychologen und Werbefachmanns Ernest Dichter näher ausgeführt werden. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=587>.

Materialien und Quellenauszüge:

Protokoll der Vereinbarung zwischen dem Regierungsausschuss und dem Überbetrieblichen Streikkomitee vom 31. August 1980 in Danzig (Auszüge). In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=583>.

Aus dem Band „Kultur und Beruf in Europa“, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012:

Letzte Ausgabe des Archiv für den Fremdenverkehr (1935). In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=585>.

Ernest Dichter: Europas unsichtbare Mauern (1962). In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=586>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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