Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 05/2012

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-u-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im April 2012 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Meiwes, Relinde: Im Schatten des Kulturkampfes: Katholische Schwestern in Skandinavien.Beitrag zum Themenschwerpunkt „Europäische Geschichte - Geschlechtergeschichte".
Abstract:
Im Spätsommer des Jahres 1877 begab sich eine kleine Gruppe junger Novizinnen der Schwestern von der heiligen Katharina aus der ostpreußischen Stadt Braunsberg auf eine Reise nach Skandinavien. Ziel war die finnische Hauptstadt Helsinki, die damals den schwedischen Namen Helsingfors trug. Die Schwestern wollten hier in der katholischen Kirchengemeinde als Lehrerinnen arbeiten. Wie sie waren seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Männer und Frauen im Namen der Kirche unterwegs in Europa. Sie hatten sich die Verkündigung des Evangeliums zur Aufgabe gemacht und arbeiteten vor allem im Schulwesen und in der Krankenpflege. Eingebunden in religiöse Netzwerke reisten also nicht nur Missionare, Ordensmänner, Brüder oder Diakone, sondern auch Ordensfrauen, Diakonissen, Schwestern und Missionarinnen. Doch was bedeuteten diese weiblichen Aktivitäten? Was für ein Lebensentwurf verband sich für die Schwestern und Ordensfrauen mit ihrem Leben in klösterlicher Gemeinschaft?
Die Gemeinschaft der Katharinenschwestern war eine für das 19. Jahrhundert typische Erscheinung des gemeinschaftlichen religiösen Frauenlebens in der katholischen Kirche.[3] Schon 1571 im Ermland – einem katholischen Vorposten im seit der Reformation protestantischen Preußen – von Regina Protmann gegründet, erlebte die Kongregationen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einen Aufschwung. So lebten hier im Jahre 1875 insgesamt 179 Schwestern, die mehrheitlich als Lehrerinnen arbeiteten, nur eine kleine Minderheit engagierte sich in der Krankenpflege. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=543>.

Lazarus, Heide: Tanz als Beruf.
Abstract:
Die belgische Tänzerin, Choreografin, Intendantin und Schulgründerin Anne Teresa De Keersmaeker (geb. 1960) hat einen speziellen choreografisch-tänzerischen Stil entwickelt, der sie unverwechselbar und zu einer weltweit gefragten Künstlerin macht. Deshalb wollte auch Daniel Barenboim, der weltweit gefeierte Pianist und Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, mit ihr einmal zusammen arbeiten. Als De Keersmaeker 2010 ihr Solostück 3Abschied auf der Grundlage des Schlusssatzes von Gustav Mahlers Das Lied von der Erde inszenierte, fragte sie den Maestro für die musikalische Zusammenarbeit an. Er lehnte ab, denn er war der Ansicht, dass Gustav Mahlers sinfonisches Werk und das Thema der Vergänglichkeit nur durch die Musik und niemals mit den Mitteln des Körpers und seiner Bewegungen adäquat interpretiert werden könne. Er verstand nicht, warum sie nicht „tanzbare“ Musik bearbeiten wollte. De Keersmaeker dagegen strebte genau das nicht an und stellte in konzeptioneller und tänzerischer Weise mit ihrem Stück den künstlerischen Führungsanspruch der Musik in Frage. In verschiedenen Inszenierungsvarianten verwies sie auf die Autonomie des Tanzes und den damit verbundenen Zusammenhang von Interpretation und Bearbeitung.
Um diesen aktuellen Konflikt zwischen Angehörigen unterschiedlicher künstlerischer Branchen und Berufe zu begreifen, muss man erst einmal verstehen, warum der Musiker und Dirigent glaubt, von der Tänzerin und Choreografin etwas Bestimmtes erwarten zu können und warum diese sich dem verweigert. Im Gegensatz zu Barenboim versteht sich De Keersmaeker als „freie und autonome Berufskünstlerin“, die nicht bloß Werke anderer ausführt und den Tanz nicht als untergeordnete künstlerische Ausdrucksform begreift, sondern als eine Kunst, die spezifische und eigenständige künstlerische Antworten gestalten kann. Der vorliegende Essay konzentriert sich vor diesem Hintergrund auf die Frage, wie sich der Kunsttanz im Rahmen der Institutionalisierung und Organisation als autonome berufliche Arbeit zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert entwickelte. Insbesondere soll gezeigt werden, wie im 20. Jahrhundert eine spezifische Form des Tanzes, nämlich der „freie künstlerische Tanz“, zu einer anerkannten Berufsform wurde. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=549>.

Materialien und Quellenauszüge:

Boenke, Johanna (Eustachia): Mehrjähriger Aufenthalt dreier Novizen in Helsingfors (1893).Beitrag zum Themenschwerpunkt "Europäische Geschichte - Geschlechtergeschichte". In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=544>.

Böhme, Fritz: Die soziale Aufgabe und Lage des Tänzers (1930). In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=550>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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