Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 02/2012

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-u-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Januar 2012 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Speich Chassé, Daniel: Umstrittene Souveränität. Die Assoziationspolitik der EWG mit Afrika.
Abstract:
Am 20. Juli 1963 kam es in der kamerunischen Stadt Jaunde zur Unterzeichnung eines wirtschaftspolitischen Assoziationsvertrags zwischen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und einer Reihe von afrikanischen Staaten. Der König der Belgier, die Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Frankreichs und Italiens, die Großherzogin von Luxemburg und die Königin der Niederlande verpflichteten sich in dem Vertragswerk, ihre internationalen Handelsbeziehungen gewissen Regeln zu unterstellen und ihre Souveränität einzuschränken. Die Vertragspartner waren seine Majestät, der Mwami von Burundi, die Präsidenten von Kamerun, der zentralafrikanischen Republik, von Kongo-Brazzaville und Kongo-Léopoldville, der Elfenbeinküste, Dahomey, Gabun, Ober-Volta, Madagaskar sowie die Staatsoberhäupter von Mali, Mauretanien, Niger, Rwanda, Senegal, Somalia, Tschad und Togo. Alle diese Würdenträgerinnen und Würdenträger waren entweder selbst präsent oder hatten hochrangige Vertreter entsandt.
Der Vertrag markierte den vorläufigen Abschluss eines zentralen Kapitels in der Geschichte der europäischen Integrationsbemühungen. Man hatte in der schwierigen Frage der gemeinsamen europäischen Außenpolitik einen Standpunkt errungen. Und auch aus der afrikanischen Perspektive setzte der Vertrag einen wichtigen Stein. Die meisten der Unterzeichner hatten eben erst ihre nationale Souveränität errungen und sahen diese durch das Abkommen bestätigt. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=532>.

Thiessen, Hillard von: Patronagekultur in den Außenbeziehungen in der Frühen Neuzeit. Politische Abhängigkeit, Fremdwahrnehmung und die gemeinsame ethische Basis sozialer Beziehungen im spanisch-römischen Verhältnis des frühen 17. Jahrhunderts.
Abstract:
Als der neue spanische Botschafter beim Heiligen Stuhl, der Conde de Castro, im Frühjahr 1609 an seinem neuen Dienstort eintraf, fand er eine Denkschrift vor, die, von einem erfahrenen Mitarbeiter der Botschaft erstellt, ihn mit den politischen und sozialen Verhältnissen in der Ewigen Stadt vertraut machen sollte. In ihr finden sich teils wenig schmeichelhafte Wertungen über den Charakter der Einwohner der verschiedenen Teile Italiens. Besonders bemerkenswert ist das vernichtende Urteil über die Römer, die ihre alten Tugenden gänzlich verloren hätten; sie seien nur noch „Menschen, die zu Sklavendiensten geboren wurden“. Der Herr, dem diese Dienste zu leisten waren, war der spanische König. Gleichwohl müsse der Botschafter sich in Acht nehmen, denn die Römer hassten die Spanier, was sie durch umgängliches Auftreten zu verbergen suchten. Dabei ist bemerkenswert, dass noch 1609 der sacco di Roma, also die Einnahme und Plünderung Roms durch Truppen Karls V. im Jahr 1527, als Ursache für das schlechte Ansehen der Spanier genannt wird.
Dieses Dokument nimmt auf den ersten Blick eine geradezu koloniale Perspektive ein. Die Überzeugung der eigenen kulturellen Höherwertigkeit, gesteigert bis hin zu „ethnozentrischem Hochmut“, ist von Jürgen Osterhammel als ein Element des neuzeitlichen Kolonialismus beschrieben worden. Tatsächlich ist der Kirchenstaat für den Zeitraum von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum frühen 17. Jahrhundert auch als „faktische Kolonie“ der spanischen Monarchie bezeichnet worden. Die spanische Krone war zur Zeit der Entstehung der Denkschrift der mächtigste politische Akteur in Europa und dominierte auch die italienische Halbinsel. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=534>.

Materialien und Quellenauszüge:

Address by Professor Dr. Walter Hallstein on the occasion of the signature of the Convention of Association with the African States and Madagascar (Yaoundé, 20 July 1963). In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=533>.

Auszüge aus der Denkschrift für den Grafen von Castro (31. Mai 1609) und aus dem letzten Brief des Kardinals Ascanio Colonna an König Philipp III. von Spanien (18. Mai 1608). In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=535>.

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Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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