Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 01/2012

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-u-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Dezember 2011 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Bohr, Felix Nikolaus: Ermittlung nicht erwünscht. Das geplante "Restverfahren" im Fall Herbert Kappler: Ein Zeugnis deutscher und italienischer Vergangenheitspolitik (1959-1961).
Abstract:
Rom, 29. Oktober 1959. In seinem Amtszimmer in der Via Po 29c saß Manfred Klaiber, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Italien. Wieder einmal hatte er sich mit dem Fall des deutschen Kriegsverbrechers Herbert Kappler zu beschäftigen. Kaum eine Woche verging, in der dieser Fall nicht zu seinem Tagesgeschäft zählte: Kappler verbüßte nun schon seit mehr als 10 Jahren eine Haftstrafe in Italien. In den Augen des Botschafters war der „Fall Kappler“ ein „Restbestand“ des Zweiten Weltkriegs, den es „endgültig aus der Welt zu schaffen“ galt. Heute schreibt er einen Drahtbericht an das Auswärtige Amt in Bonn; es geht um ein im Fall anhängiges „Restverfahren“. Schon vor 1945 hatte Klaiber im Auswärtigen Amt gedient – als Diplomat des nationalsozialistischen Deutschen Reichs. In diese Zeit reichten auch die Ursprünge des „Falles Kappler“ zurück.
Am 24. März 1944 hatte SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler, damals Leiter des Außenkommandos der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) in Rom, das Massaker in den Fosse Ardeatine (Ardeatinische Höhlen) organisiert und durchgeführt. In den im Süden der italienischen Hauptstadt gelegenen Tuffsteinhöhlen waren in wenigen Stunden insgesamt 335 Italiener durch Genickschuss exekutiert worden – der jüngste gerade 15, der älteste 74 Jahre alt. Unter den Hingerichteten befanden sich 75 römische Juden, fünf italienische Generäle und 11 hohe Offiziere. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=528>.

Brüggemann, Karsten: Peter und Aljoscha: Zwei entsorgte imperiale Denkmäler in Tallinn und ihr Potential als europäische Erinnerungsorte.
Abstract:
Wie wird man seine Vergangenheit los? Zwei Mal im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde Estland unabhängig, zwei Mal, 1918 und 1991, verließ das Land die Konkursmasse eines russisch dominierten Vielvölkerreichs. Gleichsam als Symbol des jeweils angestrengten Wandels darf der Umgang der neuen nationalen Exekutive mit der monumentalen Erinnerung an den früheren transnationalen Staatszusammenhang gelten. In diesem Beitrag werden zwei Denkmäler behandelt, die in idealtypischer Weise dafür stehen, wie lokale Gemeinschaften bestimmte Aspekte ihrer Vergangenheit im Kontext der jeweilig dominierenden Narrative verhandeln. Während die Jahre 1918 und 1991 die politischen Zäsuren der estländischen, d.h. nicht nur ethnisch estnischen, Geschichte markieren, erzählt die Geschichte der beiden Denkmäler zum einen etwas darüber, wie das Land zu Beginn des 18. und Mitte des 20. in ein russisch dominiertes Vielvölkerreich kam bzw. wie diese Vergangenheit zurzeit der Errichtung der beiden Denkmäler interpretiert wurde. Dass beide Standbilder, die an den überregionalen Staatsverband erinnerten, nach den genannten politischen Zäsuren abgerissen bzw. aus dem erinnerungspolitisch sensiblen Stadtzentrum versetzt wurden, hat nicht nur etwas mit veränderten Perspektiven auf die eigene Geschichte, sondern auch mit dem Verlangen nach einer Purifizierung des historisch aufgeladenen innerstädtischen Raums der estnischen Hauptstadt zu tun. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=530>.

Materialien und Quellenauszüge:

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Rom an das Auswärtige Amt (29. Oktober 1959). In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=529>.

Denkmäler Peters des Großen und des Bronzenen Soldaten in Tallinn (1910/2007). In: Themenportal Europäische Geschichte (2012), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2012/Article=531>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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