Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 10/2011

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-u-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im September 2011 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Makhotina, Ekaterina: "Es ist unsere Pflicht, es nicht zu vergessen": Zur Entwicklung der Holocaust-Gedenkkultur im sowjetischen und post-sowjetischen Litauen.
Abstract:
Am 5. März 1989 trat Grigori Kanovič vor der jüngst gegründeten Jüdischen Kulturgemeinde Litauens auf. In einer flammenden Rede sprach der litauisch-jüdische Schriftsteller vom Neubeginn für das jüdische kulturelle Leben in Litauen und vom Aufbruch der Erinnerung an die Shoah, einer Erinnerung, die lange Jahre unterdrückt worden war. Das Motto seiner Rede – Geh und fürchte Dich nicht – ist ein Aufruf an die Bürger Litauens jüdischer Herkunft, an die wenigen Überlebenden und die aus der Sowjetunion zugezogenen jüdischen Immigranten, die Geschichte des jüdischen Schicksals während des Zweiten Weltkriegs ohne Furcht und Scham zu erinnern, diese gar als zentralen identitätsstiftenden Bestandteil der jüdischen Schicksalsgemeinschaft gelten zu lassen. In der bewussten Wahl und durch häufige Wiederholung des alttestamentarischen Satzes, mit welchem ursprünglich Gott dem jüdischen Vorvater Abraham Mut zugesprochen hatte, bekommt das Motiv des Weiterlebens des Jüdischen hier eine besonders starke Akzentuierung.
Der Zeitpunkt der Rede ist nicht willkürlich gewählt: Er korrespondiert mit dem Todestag von Josef Stalin am 5. März 1953 und mag für das „zweite Tauwetter“ in der Kultur- und Erinnerungspolitik ein Symbol setzen. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2011), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2011/Article=517>.

Mariss, Anne: Natur und Geschlecht in Text und Bild bei Georg Forster und William Hodges auf der zweiten Cook-Expedition 1772-1775.
Abstract:
In den letzten Jahren ist insbesondere durch die kulturgeschichtliche und literaturwissenschaftliche Forschung die Bedeutung von Reiseberichten in der Frühen Neuzeit als Quelle für die europäische Selbst- und Fremderfahrung im Zuge der Expansion Europas seit dem 16. Jahrhundert herausgearbeitet worden. Dies schlägt sich in einer Fülle von Publikationen zu dem Thema nieder. Bis auf wenige rezente Ausnahmen hat diese textzentrierte Forschung jedoch die Bedeutung der Bilder, die während und nach den europäischen Entdeckungsfahrten entstanden sind, vernachlässigt. Erst durch den Iconic Turn, also die Hinwendung zu grafischen Darstellungen als Teil der alltäglichen Wirklichkeitskonstitution, werden Bilder im Prozess des „othering“ in der Forschung thematisiert. So hat man in der Geschichtswissenschaft etwa für das parallele ‚Lesen‘ von frühneuzeitlichen Texten und Bildern innerhalb der ersten Phase von europäischen Entdeckungsfahrten zu Beginn der Neuzeit plädiert. Allerdings unterscheidet sich die Ikonographie dieses ersten Entdeckungszeitalters stark von der des 18. Jahrhunderts. Im 16. und 17. Jahrhundert versuchten die in Europa verbliebenen Künstler und Verleger noch, die schriftlichen Texte der Reisenden zu dechiffrieren, ihre Wörter in Bilder zu verwandeln und in einen für das europäische Publikum verständlichen Bildkontext zu übersetzen. Dabei schufen sie bestimmte physische Typen wie den wilden Indianer, fabelhafte Tier- und Menschenwesen sowie imaginierte Landschaften und Szenerien, die nicht nur ein Fenster in eine fremde Welt öffneten, sondern vor allem einen Spiegel des frühneuzeitlichen europäischen Selbst mit dessen Ängsten und Wünschen darstellten. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2011), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2011/Article=515>.

Materialien und Quellenauszüge:

Rede Grigori Kanovičs am 5. März 1989, Vilnius. In: Themenportal Europäische Geschichte (2011), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2011/Article=518>.

Georg Forster, Reise um die Welt (1778) und William Hodges, Tahiti Revisited (1776). In: Themenportal Europäische Geschichte (2011), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2011/Article=516>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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