Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 08/2011

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-u-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Juli 2011 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Engstrom, Eric J.: Zur Geschichte der Psychiatriekritik im 19. Jahrhundert.
Abstract:
Überblickt man die Literatur der letzten fünfzig Jahre, lässt sich mühelos eine starke historiographische Tradition identifizieren, die die Geschichte der Psychiatrie als eine Geschichte der sozialen Diskriminierung, der Einschließung und Verwahrung und damit auch implizit als Psychiatriekritik schreibt. In der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist diese Tradition vor allem durch das Werk solcher Autoren wie Michel Foucault, Robert Castel, David Rothman und Andrew Scull artikuliert und belebt worden. Sofern diese Tradition einer aus den Federn von psychiatrischen Fachvertreter stammenden – nicht selten und zu Recht als ‚whiggish‘ oder fachlich eigennützig abgetanen – Historiographie gegenüber stand und immer noch steht, ist sie unter dem Begriff der „großen Revision“ historiographisch zusammengefasst worden. Inzwischen weist diese Tradition alle Eigenschaften einer in die Jahre gekommenen Meistererzählung auf und man wird den hier vorgestellten „Aufruf“ aus dem Jahr 1892 im Kontext dieser historiographischen Entwicklung zu deuten haben.
Dies ist umso eher der Fall, als die Quelle selbst auf eine Psychiatriekritik verweist, die viel weiter zurückliegt, als man für gewöhnlich annimmt. Sie verdeutlicht, dass man bereits im 19. Jahrhundert Widerstands- und Protestformen begegnet, die die Entwicklung psychiatrischer Einrichtungen in ganz Europa bis heute begleiten und beeinflusst haben. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2011), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2011/Article=507>.

Prodöhl, Ines: Die "Encyclopedia Americana" und die Crux transnationaler Enzyklopädien.
Abstract:
Wer sollte in einer amerikanischen Enzyklopädie mehr gewürdigt werden: der General des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, Richard Montgomery, oder Niccolò Paganini, der italienische Violinist? 1832 beklagte ein Rezensent im „New-England Magazine“, dass sich die „Encyclopedia Americana“ für den Fiedler entschieden hatte und nicht für den Helden der Revolution. Letzterer hatte im Vergleich mit Paganini nur ein Drittel des Raumes zugesprochen bekommen. Nach Ansicht des Rezensenten, dessen Name nicht bekannt ist, geschah es häufiger, dass eine bedeutende Person der amerikanischen Öffentlichkeit in eben jenem Werk zu wenig berücksichtigt wurde. Er beklagte sich bitter darüber, dass die „Americana“ außerordentlich uninteressante und langweilige („exceedingly uninteresting and tiresome“) Einzelheiten zahlreicher europäischer Persönlichkeiten enthalte, die auf Grund einer seltsamen Trefflichkeit oder einer charakterlichen Abnormität („of any peculiar excellence or deformity of character“) für erinnerungswürdig befunden worden seien, die aber für die amerikanische Gesellschaft, für die die Enzyklopädie ja eigentlich gedacht sei, vollkommen uninteressant seien.
Die „Enzyclopedia Americana“ geht auf die zwischen 1827 und 1829 entstandene siebte Auflage des Brockhaus’schen Konversations-Lexikons zurück. Des Rezensenten Klage über eine allzu europäische Anbindung des Werkes erklärt sich also daraus, dass es sich um eine Adaption handelte, bei der viele Einträge aus dem Deutschen lediglich übersetzt wurden. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2011), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2011/Article=509>.

Materialien und Quellenauszüge:

Neue Preußische Zeitung [Kreuzzeitung]. Morgenausgabe, Nr. 315, 9. Juli 1892. In: Themenportal Europäische Geschichte (2011), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2011/Article=508>.

Rezension der „Encyclopedia Americana“, 15. Mai 1832. In: Themenportal Europäische Geschichte (2011), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2011/Article=510>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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