Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 11/2010

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-u-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im Oktober 2010 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Henschel, Frank: Ideen im europäischen und globalen Wissenstransfer. Die Wissenschaftssoziologie Ludwik Flecks.
Abstract:
Wie ist es möglich, dass eine im verzweigten wissenschaftlichen Netzwerk Zentraleuropas entstandene Wissenschaftstheorie von Zeitgenossen beinahe unbeachtet blieb, mehrere Jahrzehnte später aber, an anderem Ort reformuliert, einen ganzen Wissenschaftszweig revolutionierte? Dazu ist allgemein zu sagen, dass wissenschaftliche Werke nicht ausschließlich durch ihren Inhalt oder neuartige Erkenntnisse berühmt werden, sondern in nicht unerheblichem Maße dadurch, ob und wenn ja wer, wann und wie sie rezipiert. So entschied der Faktor Rezeption maßgeblich die Entwicklung der Wissenschaftssoziologie. Eine ihrer zentralen Schriften, das philosophische Hauptwerk des polnischen Mediziners und Erkenntnistheoretikers Ludwik Fleck, „Die Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache“ wurde erst 30 Jahre nach ihrer Veröffentlichung allmählich wahrgenommen und in ihrer Bedeutung gewürdigt. Wäre Fleck nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in die USA oder nach England geflohen, hätte es vielleicht nicht erst des U.S.-Amerikaners Thomas S. Kuhn bedurft, um soziologische Begriffe, Methoden und Perspektiven im Mainstream der Wissenschaftsgeschichte zu etablieren. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2010), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2010/Article=465>.

Hackmann, Jörg: Die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" vom 5. August 1950.
Abstract:
Die Proklamation der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ am 5. August 1950 im Kursaal von Bad Cannstadt nimmt einen festen Platz in der Erinnerungskultur der deutschen Vertriebenenverbände ein. Regelmäßig zu den runden Jahrestagen, wie in diesem Jahr mit einem Festakt im Stuttgarter Schloss, wird ihr Charakter als ein Dokument von „unschätzbarer Bedeutung“ für Europa aufs Neue hervorgehoben. In der „Charta“ verzichteten die Vertreter der Landsmannschaften und der zentralen Vertriebenenverbände auf „Rache und Vergeltung“ für das erlittene Unrecht und proklamierten ihre Bereitschaft, sich am Aufbau eines neuen Europa zu beteiligen. In ihrer Sicht handelt es sich um eine „Magna Charta“, die erst die Anerkennung der Flüchtlinge und Vertriebenen in der Bundesrepublik und ihre Integration in die Nachkriegsgesellschaft und so zugleich einen friedlichen Neuanfang in Europa ermöglicht habe. Publizisten wie Micha Brumlik und Ralph Giordano polemisieren allerdings schon seit längerem gegen die Glorifizierung dieser Erklärung und argumentieren, sie sei einseitig und nicht akzeptabel, da sie allein die deutschen Vertriebenen als Opfer des Zweiten Weltkriegs darstelle. Zudem habe den Unterzeichnern ein Anspruch auf Vergeltung gar nicht zugestanden, mithin könne darauf auch nicht verzichtet werden. ....
In: Themenportal Europäische Geschichte (2010), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2010/Article=463>.

Materialien und Quellenauszüge:

Fleck, Ludwik: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache (1935). In: Themenportal Europäische Geschichte (2010), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2010/Article=466>.

Charta der deutschen Heimatvertriebenen (5. August 2010). In: Themenportal Europäische Geschichte (2010), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2010/Article=464>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

Prof. Dr. Martin Baumeister (München) – Prof. Dr. Ewald Frie (Tübingen) – Prof. Dr. Madeleine Herren (Heidelberg) – Dr. Rüdiger Hohls (Berlin) – Prof. Dr. Konrad Jarausch (Berlin, Chapel Hill) – Prof. Dr. Hartmut Kaelble (Berlin) – Prof. Dr. Matthias Middell (Leipzig) – Prof. Dr. Alexander Nützenadel (Berlin) – PD Dr. Iris Schröder (Berlin) – Prof. Dr. Stefan Troebst (Leipzig) – Prof. Dr. Jakob Vogel (Köln) – Prof. Dr. Michael Wildt (Berlin)

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03.11.2010
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