C. Klutsch: American Empire - Die Bürde des reichen Mannes?

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Title
American Empire - Die Bürde des reichen Mannes?. Zur transnationalen Interessenidentität "neoliberal-imperialistischer" Herrschaftsmuster


Author(s)
Klutsch, Christoph
Published
Extent
223 S.
Price
€ 24,90
Rezensiert für 'Connections' und H-Soz-Kult von:
Wolfgang G. Schwanitz, Burlington County College, NJ

Christoph Klutsch hat im Frühjahr 2005 seine Magisterarbeit im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel beendet (Betreuer waren Christoph Scherrer und Ulrich Brand). Wie Klutsch ausführt, ist dies die gekürzte und überarbeitete Fassung. Ferner sei es der "Ist-Stand" seines Dissertationsprojektes "Neoliberalismus - Imperialismus - Krieg. Zur Dialektik der neoliberalen Globalisierung und des imperial-militärischen Globalismus".

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sieben Abschnitte, hier verkürzte Überschriften: historische Verortung und Renaissance der Imperialismustheorien, imperialismustheoretische Ansätze aus der Sicht der Weltordnung nach dem 11. September 2001 sowie neoliberales Projekt und American Empire. Die nächsten drei Abschnitte bergen Gedanken über den Zwang und Konsens im neu-imperialen Neoliberalismus, über die Zeit nach dem 11. September 2001 sowie zur Legitimation und ideologischen Basis nach den Anschlägen. Mit dem letzten Abschnitt zum "neoliberal-imperialistischen Block" und einem Anhang endet dieses Werk.

Christoph Klutsch hat diesen Band im Verlag Westfälisches Dampfboot so umrissen, wobei sein Text typisch für Inhalt, Stil und Duktus des Buches ist: "Die neuen und neueren Entwicklungen einer durch den grenzenlosen Krieg gegen den Terror gezeichneten post-nineeleven Welt haben vielerorts zu einer erneuten Sensibilisierung im Bezug auf die Frage des Imperialismus im 21. Jahrhundert geführt. Das dabei von weiten Teilen der kritischen Öffentlichkeit vor allem auf die Vereinigten Staaten projizierte Bild einer neu-imperialistischen Interessenidentität entwickelt sich nicht selten parallel zu affirmativen Einschätzungen in denen die Konsens basierte und langjährige Durchsetzung marktliberaler Steuerungselemente nunmehr durch eine nicht zuletzt militärische Durchsetzung U.S.-amerikanischer Regierungsinteressen abgelöst wurde. Gegenüber diesem teils widersprüchlichen Sachverständnis zwischen neoliberaler Globalisierung und imperial-militärischem Globalismus gilt es die gramscianisch informierte These einer dialektischen Verbindung zwischen beiden Bezugsebenen in Stellung zu bringen, durch die der 11. September 2001 nicht als struktureller Umschlagspunkt von einer neoliberalen zu einer imperialistischen Weltordnung gedeutet wird, sondern als 'transformativer Moment' den Prozess der offenen Gewaltanwendung im Neoliberalismus verstärkt. Auf diese Weise tritt an Stelle der oftmals staatszentrierten, dominanzgeprägten und monokausalen Deutungsweisen aktueller Herrschaftsverhältnisse das hegemonial vermittelte Modell eines transnational organisierten 'historischen Machtblocks', dessen Wesen entscheidend durch das zunächst widersprüchlich erscheinende Korrelat imperialer und neoliberaler Praxen geprägt ist."

Dem Leser macht es Klutsch schwer. Er deckt keine originelle Forschungslücken aus der Literatur auf, denkt, Theorien zum Imperialismus wären die jüngsten 100 Jahre kaum in Gebrauch gewesen, verfehlt klare Bestimmungen der Begriffe und leitet auch nicht zentrale Forschungsfragen her. Offenbar schwebte ihm etwas vor und er schrieb unter Zeitdruck los, wobei er Amerika seit 11. September 2001 höchst einseitig beschreibt. Unbewusst stellt er dabei Europas spätes Erwachen dar. Etwas stört ihn sehr an Amerika. Es scheint voller gerissener Politiker zu sein, die zur Weltmacht greifen. Um dies zu erhärten, wischt er bei Marx, Lenin, Gramsci und Luxemburg Staub. Da ist ihm so, als hätten die alles schon prophezeit. Also polemisiert er gegen jüngere "-ismen"-Träger: nichts sei wirklich neu.

Klutsch mag gern seine Ansicht propagieren. Aber es sollten Motive und Aktionen aller Seiten erhellt werden. Sonst kann der Leser kein sachliches Urteil fällen. Nichts gegen eine solide Arbeit zur Geschichte von Theorien, aber sie müsste Erkenntnis leitende Fragen und Thesen herausarbeiten, die in der Argumentation bewiesen oder entkräftet werden. Stattdessen wimmelt es von "-ismen", Floskeln und Behauptungen. So bejaht er die Ansicht (S. 131), Washington habe auf die Anschläge vom 11. September 2001 mit dem massiven Einsatz von Gewalt reagiert, "ohne andere Möglichkeiten auch nur in Betracht zu ziehen." Dies nennt er sogar "altbekanntes, traditionelles Muster der US-Machtpolitik" - und kann nichts beweisen. Nach allem, was wir durch Editionen von Dokumenten wissen, ist beides falsch. Man darf nur hoffen, dass er im angekündigten Werk berücksichtigt, dass Menschen mit ihren individuellen Vor- und Nachteilen die Geschichte machen. Hingegen sind Strukturen, Slogans oder Blöcke keine Subjekte oder Akteure.

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Published on
04.05.2007
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Diese Rezension entstand im Rahmen des Fachforums 'Connections'. http://www.connections.clio-online.net/
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