Prof. Dr. Christine ReinleRuhr-Universität Bochum LebenslaufGeburtsjahr und Geburtsort10. 1. 1962 in Mannheim Aufgewachsen in Schwetzingen Abitur 1981 in Mannheim Studienfächer und -dauer; StudienorteWS 1981/82: Studium der Humanmedizin (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg) SS 1982-Nov. 1987: Studium der Fächer Geschichte und Germanistik /Lehramt (Universität Mannheim) Promotion 1992 an der Universität Mannheim Habilitation 1999 an der Universität Mannheim Thema der Promotion: Ulrich Riederer (ca. 1406-1462). Gelehrter Rat im Dienste Kaiser Friedrichs III. (Mannheimer Historische Forschungen 2; zugleich Diss. phil. Mannheim 1992), Mannheim 1993 Thema der Habilitation: Bauernfehden. Studien zur Fehdeführung Nichtadliger im spätmittelalterlichen römisch- deutschen Reich, besonders in den bayerischen Herzogtümern (VSWG Beihefte 170), Stuttgart 2003 Tätigkeiten an HochschulenWS 1990/91- 31. 8. 1993: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Mittelalter I / Prof. Dr. H. Vollrath an der Ruhr-Universität Bochum 1. 9. 1993 - 30. 9. 1995: Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl Mittelalter I / Prof. Dr. H. Vollrath an der Ruhr-Universität Bochum 1. 10. 1995 - 31. 8. 1999: Wissenschaftliche Assistentin am Seminar für Mittelalterliche Geschichte / Prof. Dr. K.-F. Krieger an der Universität Mannheim 1. 9. 1999 - 31. 3. 2000: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Mittelalterliche Geschichte / Prof. Dr. K. F. Krieger an der Universität Mannheim 1. 4. 2000 - 31. 3. 2001: Hochschuldozentin an der Universität Mannheim WS 2000/01: Vertretung einer C 4-Professur für Mittelalterliche Geschichte mit dem Schwerpunkt Spätes Mittelalter an der Ludwig-Maximilians-Universität München Zum 1. 4. 2001: Ernennung zur Professorin für "Mittelalterliche Geschichte, insbesondere Geschichte des späteren Mittelalters" an der Ruhr-Universität Bochum Zurückliegende ForschungsschwerpunkteKaiserliche und königliche Herrschaftspraxis, Königliche / kaiserliche Gerichtsbarkeit im 15. Jahrhundert Aktuelle ForschungsschwerpunkteAdels- und Fehdeforschung; spätmittelalterliche Ausprägung der Landesherrschaft; "Sodomie" / Homosexualität; Konstruktion politischer Räume im Spätmittelalter; Magie und Politik im Spätmittelalter Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste? Die Kriminalitätsforschung sowie die Hinwendung zur historischen Anthropologie. 2. c) Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte? Um die Neuansätze der Kriminalitätsgeschichte, der Ethnologie etc. bereichert sowie mit selbstverständlichem Rückbezug auf die gesellschaftliche Praxis könnte doch wieder stärker das Recht in den Mittelpunkt der historischen Forschung gerückt werden. Die Reflexion darüber, was Recht ausmacht und was Rechtsquellen auszusagen vermögen, scheint mir im Moment zu sehr von komplementären Fragestellungen (Ritualforschung, ...) oder dem Rekurs auf die soziale Realität verdeckt. Hier könnte man wieder weiterforschen, um das Spannungsfeld zwischen Rechtsnorm und Praxis noch stärker theoretisch zu durchdringen. 2. d) In den Medien werden seit längerem unterschiedliche Zukunftsdiskurse geführt, die Lösungen und Wege zur Bewältigung der gegenwärtigen Krisen- und Umbruchserfahrungen (Umbau des Sozial- und Leistungsstaates, Krise der europäischen Verfassungsentwicklung, Terrorismus und Terrorismusbekämpfung, Auflösung überkommener Lebensformen und Werte u.a.m.) aufzeigen sollen.Historiker sind an diesen Debatten kaum beteiligt. Lassen sich aus historischen Krisen- und Umbruchsphasen keine Lehren ziehen, Erfahrungen und Einsichten vermitteln? Müssen wir Historiker die öffentliche Diskussion Juristen und Verwaltungsexperten, Wirtschaftswissenschaftlern und Militärs überlassen? Alle drei Fragen sind so stark situationsverhaftet, daß meines Erachtens
Politologen und Sozialwissenschaftler auf der Basis ihrer Methoden und Theorien fundiertere wissenschaftlicher Antworten geben können als
Historiker. Die Stärke von Historikern liegt dagegen in der Analyse von "longue-durée"-Faktoren und im epochen- und kulturenübergreifenden Vergleich. Sich auf fremdes Terrain zu begeben, führt dazu, daß man auf Zeitungs(leser)niveau Ratschläge erteilt. Natürlich kann jeder Historiker – auch ich – auf ebendiesem Niveau etwas zu diesen Fragen sagen, doch mehr als die Vertretung legitimer Interessen, ein weltanschauliches Bekenntnis oder gar ein „Besinnungsaufsatz“ ist das nicht. Darin liegt mein tiefstes Unbehagen an den hier gestellten, sehr pauschalen Fragen: Sie fordern
deklaratorische, nicht analytische Antworten ein. Doch glaube ich, daß Versuche, unserer Zunft auf solch schlichte Weise ein aktuelles Image zu verpassen, nicht wirklich hilfreich sind. Ich fürchte vielmehr, daß wir Historiker auf die Dauer nicht mehr, sondern weniger Gehör finden, wenn wir uns in die Konkurrenz mit Parteifunktionären, Sachbuchautoren oder Fernsehpfarreren begeben. Wir sollten zu unseren wirklichen Stärken stehen. 3. Stellen Sie bitte Ihren persönlichen Favoriten unter den historischen Büchern des Jahres 2003 kurz vor und erläutern Sie Ihre Wahl. (15-20 Zeilen.) Martin Kintzinger, Wissen wird Macht, Darmstadt 2003
Ein sehr gelungenes Beispiel dafür, wie man wissenschaftliche Ergebnisse
einer breiten Öffentlichkeit nahebringen kann.
Homepage: http://www.ruhr-uni-bochum.de/mittelalter1/creinle.html |