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Fachforum zur Geschichte des kulturellen Transfers und der transnationalen Verflechtungen in Europa und der Welt

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Das Historische Buch 2003


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Andreas Fahrmeir
Norbert Finzsch
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Klaus Gestwa
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Michael Zeuske
Claudia Zey
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Jan C. Behrends

Herder-Institut, Marburg

Ausbildung

1986/87 Austauschschüler an der Greece Arcadia High School, Rochester, NY

1990 Abitur am Gymnasium Horn, Bremen

1992 Studium der Geschichte und Germanistik an der Freien Universität Berlin

1994/95 Stipendiat der Freien Universität Berlin an der University of Wisconsin

1996-2000 Arbeit als Studentische Hilfskraft am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF), Potsdam, Projektgruppe "Herrschaft und Eigen-Sinn in der Diktatur" (Dr. Thomas Lindenberger).

1996/97 Stipendiat der Humboldt-Universität zu Berlin an der Moskauer Staatlichen Lomonossow Universität (MGU). Studium und eigene Forschungen in Moskau.

2000 Erstes Staatsexamen in Geschichte und Germanistik

2000 Erstes Staatsexamen in Geschichte und Germanistik

2000-2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld

Seit März 2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Herder-Institut Marburg

Dissertationsthema: "Erfundene Freundschaft. Studien zur Propagandageschichte der DDR und der VR Polen (1944/45-57). Ein historischer Vergleich".

Interessengebiete

DDR-Geschichte, Geschichte Deutschlands, Polens und Rußlands im 20. Jahrhundert, Nationalismus, Theorie der Geschichtswissenschaft.

Vorträge, Konferenzen

  • 1999-2003 Konferenzteilnahmen und Vorträge u.a. American Association for the Advancement of Slavic Studies (AAASS) 1999 in St. Louis, MO; Zentrum für vergleichende Geschichte Europas (ZVGE) Berlin; Center for European Studies at Harvard University; DHI Washington, DC; Transatlantic Doctoral Seminar 2002; DHI London; DHI Warschau; University of California at Berkeley, Europäisches Hochschulinstitut, Florenz.

Artikel, Aufsätze

  • "Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft", in: Wolfgang Benz (Hg.): Deutschland unter alliierter Besatzungsherrschaft 1945-1949/55. Ein Handbuch, Berlin 1999, S. 266-67.
  • "Historische Ursachen der Fremdenfeindlichkeit in den neuen Bundesländern" (mit Patrice G. Poutrus und Dennis Kuck), in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 39/ 2000, 22.9.2000, S. 15-21.
  • "Fremd-Sein in der staatssozialistischen Diktatur. Zu historischen Ursachen von Fremdenfeindlichkeit und rassistischer Gewalt in den Neuen Bundesländern" (mit Patrice G. Poutrus und Dennis Kuck), in: Susanne Arndt (Hg.): Afrikabilder. Studien zu Rassismus in Deutschland, Münster 2001, S. 184-204.
  • "Besuch aus der Zukunft. Sowjetische Stachanovarbeiter in der DDR", in Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 2: 2002, S. 195-204.
  • Fremde und Fremd-Sein in der DDR. Zur Einleitung (mit Thomas Lindenberger und Patrice G. Poutrus), in: Jan C. Behrends, Thomas Lindenberger, Patrice G. Poutrus (Hgg.): Fremde und Fremd-Sein in der DDR, Berlin 2003, S. 9-22.
  • "Sowjetische "Freunde" und fremde "Russen". Deutsch-Sowjetische Freundschaft zwischen Ideologie und Alltag (1949-1989)", in: Jan C. Behrends, Thomas Lindenberger, Patrice G. Poutrus (Hgg.): Fremde und Fremd-Sein in der DDR, Berlin 2003, S. 75-100.
  • "Öffentliche Räume und Öffentlichkeit in Gesellschaften sowjetischen Typs. Ein erster Blick aus komparativer Perspektive" (mit Gábor T. Rittersporn und Malte Rolf), in: Gábor T. Rittersporn, Malte Rolf, Jan C. Behrends (Hgg.): Sphären von Öffentlichkeit in Gesellschaften sowjetischen Typs/ The Public Sphere in Societies of the Soviet Type, Frankfurt am Main 2003, S. 7-22.
  • "Von Sphären, Räumen und Schichten. Gab es eine sowjetische Ordnung von Öffentlichkeit? Einige Überlegungen aus komparativer Perspektive" (mit Gabor T. Rittersporn und Malte Rolf) in: Gabor T. Rittersporn, Malte Rolf, Jan C. Behrends (Hgg.): Sphären von Öffentlichkeit in Gesellschaften sowjetischen Typs/ The Public Sphere in Soviet-type Societies, Frankfurt/ Main, S. 389-422.
  • Soll und Haben. Freundschaftsdiskurs und Vertrauensressourcen in der staatssozialistischen Diktatur, in: Ute Frevert (Hg.): Vertrauen. Historische Annäherungen, Göttingen 2003, S. 336-364.

Herausgeberschaft

  • Jan C. Behrends, Thomas Lindenberger, Patrice G. Poutrus (Hgg.): Fremde und Fremd-Sein in der DDR, [Berlin 2002, im Druck].
  • Gábor T. Rittersporn, Malte Rolf, Jan C. Behrends (Hgg.): Sphären von Öffentlichkeit in Gesellschaften sowjetischen Typs. Zwischen partei-staatlicher Selbstinszenierung und kirchlichen Gegenwelten/ The Public Sphere in Soviet-type Societies. Between the Great Show of the Party-State and Religious Counter-Cultures, (Komparatistische Bibliothek, Bd. 11), Frankfurt am Main 2003.
  • Balazs Apor, Jan C. Behrends, Polly Jones, E.A. Rees (Hgg.): The Leader Cult in Communist Dictatorships. Stalin and Eastern Europe, London 2004 [im Erscheinen].
  • Jan C. Behrends, Arpad von Klimo, Patrice G. Poutrus (Hgg.): Anti-Amerikanismus im Kalten Krieg. Deutschland im europäischen Vergleich, Bonn 2005 [in Vorbereitung].

Rezensionen, Tagungsberichte, Übersetzungen

u.a. in Bohemia, H-Soz-u-Kult, Potsdamer Bulletin für Zeithistorische Studien, WerkstattGeschichte, Zeitschrift für Ostmitteleuropaforschung.

Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten

2. a) Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen?

Als früh politisch sozialisierter Mensch waren für mich die sowjetische Perestroika und der anschließende Umbruch in Mittel- und Osteuropa sowie persönliche Reisen durch die historischen Landschaften Ostdeutschlands, Polens und Rußlands der Anstoß zur Beschäftigung mit der Geschichte dieser Region. Ich hoffe, daß es mir gelingt, Geschichte auch in der Zukunft zu meinem Beruf zu machen.

2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste?

Mich persönlich hat die Auseinandersetzung mit neueren kulturgeschichtlichen Ansätzen, mit denen ich erstmals während meines Studienaufenthalts in den USA Mitte der neunziger Jahre konfrontiert wurde, am nachhaltigsten beeinflußt. Dabei möchte ich jedoch keine der einzelnen Strömungen dieses weiten Feldes hervorheben. Entscheidend scheint mir vielmehr, daß sich in der Geschichtswissenschaft jenseits überkommener Orthodoxien eine produktive Methodenvielfalt durchzusetzen beginnt. Verschiedene Perspektiven auf eine Epoche ermöglichen so ein zunehmend vielschichtigeres historisches Arbeiten und sollten sich gegenseitig ergänzen und kritisieren.

2. c) Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte?

Zunächst würde ich mir wünschen, daß Leitdebatten in Zukunft verstärkt transnational geführt werden - so kann es vielleicht gelingen, weitere Nabelschauen und "Sonderwege" zu vermeiden. Die spannende Herausforderung der kommenden Jahrzehnte sehe ich darin, jenseits nationalstaatlicher Historiographien und die mental map des Kalten Krieges überwindend - also: beispielsweise Osteuropa mit einbeziehend - an einer histoire croisée Europas zu arbeiten, die auch die dunklen Seiten der europäischen Geschichte nicht ausspart und demnach mehr ist als eine Legitimationswissenschaft der Europäischen Union.

2. d) In den Medien werden seit längerem unterschiedliche Zukunftsdiskurse geführt, die Lösungen und Wege zur Bewältigung der gegenwärtigen Krisen- und Umbruchserfahrungen (Umbau des Sozial- und Leistungsstaates, Krise der europäischen Verfassungsentwicklung, Terrorismus und Terrorismusbekämpfung, Auflösung überkommener Lebensformen und Werte u.a.m.) aufzeigen sollen.Historiker sind an diesen Debatten kaum beteiligt. Lassen sich aus historischen Krisen- und Umbruchsphasen keine Lehren ziehen, Erfahrungen und Einsichten vermitteln? Müssen wir Historiker die öffentliche Diskussion Juristen und Verwaltungsexperten, Wirtschaftswissenschaftlern und Militärs überlassen?

Historiker sollten sich selbstverständlich mit ihrem spezifischen Wissen
als Teil der zivilgesellschaftlichen Diskursgemeinschaft einbringen.

2. e) Elite oder Eliten? Das Vertrauen in die Rolle und Prämierungsmodelle der Eliten moderner Gesellschaften scheint zu schwinden. Ist die Aufspaltung unsere Gesellschaft in funktional spezialisierte, oft aber unverbundene Hochleistungsbereiche (Wirtschaft, Politik-Verwaltung, Technik-Medizin-Wissenschaft) unvermeidlich? Oder bieten die gegenwärtigen Umbruchsszenarien die Chance zu einer Neudefinition auch dessen, was Bildung sein soll und wie Elitenrekrutierung und Bildung zusammenkommen?

Meiner Ansicht nach benötigen wie in Bildung und Wissenschaft ein
stärker meritokratisch ausgerichtetes System. Leistung sollte als
demokratisches Prinzip weiter aufgewertet werden.

2. f) Deutschland begibt sich auf die Suche nach Spitzen-Universitäten. Verträgt sich Geschichtswissenschaft über die bloße fachliche Professionalität hinaus überhaupt mit dem Elitegedanken?

Deutschland und Europa sollten unbedingt versuchen, für die
Geisteswissenschaften wenigstens ähnliche Bedingungen zu schaffen, wie
sie in den USA an guten staatlichen Universitäten existieren. Dann wäre
schon viel gewonnen.


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