Susan ZimmermannCentral European University Budapest / Wissenschaftskolleg zu Berlin VitaPersönlich:Geboren 24.10.1960 in Tübingen/N. Eine Tochter, geboren 1997. Heute österreichische Staatsbürgerin. Position:Professor of History an der Central European University, Budapest (Im Studienjahr 2002/2003 freigestellt; Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin). Ausbildung:1980/1981: Studium der Geographie, Geschichte, Soziologie an der Universität Erlangen/Nürnberg. 1981/1986: Studium der Geographie und Geschichte, dann Geschichte und Fächerkombination an der Universität Wien. Abschluß mit dem Mag. phil. in Geschichte (Diplomarbeit zum Thema Sexualreformbewegung) 1986. 1986/88: zweijährige Postgraduiertenausbildung für Politikwissenschaft am Institut für Höhere Studien und Wissenschaftliche Forschung in Wien; Diplom (zum Thema der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung im Wien der Jahrhundertwende) 1988. 1993: Promotion zum Dr. phil. mit einer Dissertation zu "Armenfürsorge, Kinderschutz und Sozialreform in Budapest im Zeitalter der Doppelmonarchie. Mit einer vergleichenden Zusammenschau mit Wien". 1999: Habilitation zum Dr. habil. der Geschichtswissenschaften an der Eötvös Lóránd Universität Budapest. 2000: Habilitation an der Johannes Kepler Universität Linz 2000. Lehrberechtigung für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte. Berufliche Laufbahn:1987 - 1988: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projektteam der oberösterreichischen Landesausstellung 1987 "Arbeit - Mensch - Maschine. Der Weg in die Industriegesellschaft" zum Thema Frauenarbeit. 1988 - 1989: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Starnberger Institut zur Erforschung globaler Strukturen, Entwicklungen und Krisen (Forschungsprojekt zum Thema Soziale Konflikte in der Dritten Welt: Vergleichende Analyse ausgewählter Länder in Südostasien und der Karibik; Forschungsbericht gemeinsam mit F. Fröbel, J. Heinrichs, O. Kreye). 1990 - 1993: Projektmitarbeiterin in einem vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Wien) finanzierten Forschungsvorhaben zum Thema der vergleichenden Stadtgeschichte sowie Sozial-/Fürsorgepolitikforschung (Projektleiter Univ. Prof. Manfried Welan, Univ. für Bodenkultur, Wien); zu diesem Zweck mehrere Studienaufenthalte in Budapest. 1993 - 1994: Projektmitarbeiterin im Projekt "Kommunale Sozialpolitik zwischen 'Revolutionstagen' und Weltwirtschaftskrisenjahren. Das Beispiel von Wien und Budapest - Ein Vergleich". Finanziert von der Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien (Projektleitung Univ. Doz. Peter Feldbauer, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien). Jänner 1996 - August 1996: wissenschaftliche Angestellte des Ludwig Boltzmann Instituts für Gesellschafts- und Kulturgeschichte, Linz. September 1996 - September 2000: APART-Habilitationsstipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (von Juli 1997 bis Juni 1999 beurlaubt). Seit 1996: Forschungsmitarbeiterin des Instituts für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Johannes Kepler Universität Linz. 1992 - 1996: Assistant Professor an der Central European University, History Department, Budapest. 1996 - August 2001: Visiting Associate Professor bzw. Associate Professor an der Central European University, History Department, Budapest. Seit September 2000: Director des Program on Gender and Culture, ab Oktober 2001: Department of Gender Studies, an der Central European University, Budapest. Seit September 2001: Professor of History an der Central European University, Budapest (Sabbatical im Studienjahr 2002/2003). Stipendien, Preise, Forschungsaufenthalte:1986 - 1988: Scholarin am Institute for Advanced Studies, Wien. 1990: Forschungsstipendium des Kulturamtes der Stadt Wien (Forschungen zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung im Wien der Habsburgermonarchie). 1990: Stipendiatin des Europa Instituts, Budapest. 1992: Preis für mitteleuropäische Städteforschung der österreichischen Gesellschaft für Stadtgeschichtsforschung (gemeinsam mit G. Melinz). 1992, 1993: Forschungsstipendien der Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien (Forschungen zur vergleichenden kommunalen Sozialpolitik in Wien und Budapest, 1918 - 1938). 1995/1996: Forschungsstipendium der Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien (Forschungen zur weiblichen "Sittlichkeit" und Prostitution in Wien und Budapest, 1860er - 1930er Jahre). April - Mai 1996: Research Grant of the Central European University, Budapest (Archivforschung in der Schwimmer-Lloyd Collection der New York Public Library, USA). 1996: Eduard März-Preis für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Arbeiterkammer Wien und Salzburg für die Dissertation "Die schönste Perle an der Donau. Armenfürsorge, Kinderschutz und Sozialreform in Budapest im Zeitalter der Doppelmonarchie. Im Vergleich mit Wien", 1996. April - Mai 1997: Gastwissenschaftlerin an der Arbeitsstelle für Vergleichende Gesellschaftsgeschichte, Freie Universität Berlin. April - Juni 2000: Gastwissenschaftlerin am Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas, Freie Universität Berlin. September 1996 - September 2000: APART-Habilitationsstipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (am Institut für Neuere und Zeitgeschichte der Universität Linz). 2000: Käthe Leichter-Preis des Österreichischen Ministeriums für Soziale Sicherheit und Generationen für die Studie "Die bessere Hälfte? Frauenbewegungen und Frauenbestrebungen im Ungarn der Habsburgermonarchie 1848 bis 1918", Wien-Budapest 1999. Forschungsstipendien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für Studien zur Geschichte der "Frauenbewegung in Ungarn" (1997), zu "Sozialfürsorge und Sozialpolitik" und "Die soziale Frage" (2002) 2001/2002: Research Grant der Central European University für das Forschungsprojekt "Entangled Histories of First Wave Women's Movements in Central Europe. A Transnational Perpective" (Archivstudien in Amsterdam, Northampton/Mass., New York, , London, Wien und Berlin) 2002/2003: Research Grant der Central European University für das Forschungsprojekt "Gender and Equal Opportunities in Central Eastern Europe: Women's Employment and Unemployment" (gemeinsam mit Professor Anna Pollert, Greenwich University, London) Akademisches Jahr 2002/2003: Fellowship am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Forschungsprojekt "Historisierung des Globalen und Globalisierung örtlich gebundener Geschichte". Lehrtätigkeit:Johannes Kepler Universität Linz: Lehrtätigkeit am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 15 Lehraufträge (WS 1987/88 bis SS 1996) zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, zur Frauengeschichte, und zu Geschichte und Gegenwart der Dritten Welt; am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte (WS 1994/95 und WS 1995/96) zur Frauengeschichte. Central European University, Budapest: Seit dem WS 1992/93 regelmäßige Lehrtätigkeit am History Department zu Prozessen des sozialen Wandels in der Habsburgermonarchie und den Nachfolgestaaten, zur vergleichenden Geschlechtergeschichte, zu Fragen der Geschichts- und Gesellschaftstheorie, und zu globalen Perspektiven und regionalem Fokus in der Geschichte und Geschichtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts Leopold-Franzens-Universität Innsbruck: Institut für Geschichte (SS 1994, SS 1997) zur Frauengeschichte und zur Geschichte Ungarns in der Neuzeit. Universität Wien: Lehrtätigkeit am Institut für Zeitgeschichte (WS 1993/94) zur Frauengeschichte; am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (SS 1997, SS 1998, SS 1999, WS 1999/2000, WS 2000/2001) zur Geschichts- und Wissenschaftstheorie; sowie weitere Lehraufträge im Rahmen diverser Ringvorlesungen zur außereuropäischen Geschichte und zur internationalen Entwicklung (WS 1989/90, SS 1997, WS 1999/2000, SS 2001) Sonstige fachliche Tätigkeit:Reviewer für Journal of Women's History Mitglied der Redaktion der Zeitschrift Eszmélet, Budapest Organisation der internationalen Konferenz "Große Städte der Habsburgermonarchie: Urbanisierung, Kommunalpolitik, soziale Konflikte 1870 - 1918", Budapest, Dezember 1993 Organisation der internationalen Konferenz "Urban Space and Identity in the European City, 1890s - 1930s", Budapest, Oktober 1994 Konzeptualisierung und Text der Ausstellung "Gyermeksorsok és gyermekvédelem Budapesten a Monarchia idején/Kinderschicksale und Kinderschutz in Budapest im Zeitalter der Monarchie" Stadtbibliothek Ervin Szabó, Budapest 1996 Vorstandmitglied des Ombudsfrauen-Programms (Ungarische Non-Profit-Stiftung für Frauenrechte), Budapest (seit 1997) Vortragstätigkeit für die zivilgesellschaftliche Initiative "Humanista Egyetem" ["Humanistische Universität"], eine freie Sonntagsschule für Student/inn/en aus benachteiligten sozialen Gruppen (seit 1999) Mitglied des Board of the Summer University of Central European University (seit 2000) Ph.D. Degree Program Director am History Department der Central European University (1999 bis 2002) Aufbau und Leitung des Department of Gender Studies an der Central European University; Weiterentwicklung des Curriculums des MA Degree Program; Entwicklung des Ph.D. Degree Program in Comparative Gender Studies (akkreditiert seit August 2002). Siehe dazu auch http://www.ceu.hu/gend/gendir.html Vorbereitung und Durchführung der Beteiligung des Department of Gender Studies der Central European University an dem internationalen Kooperationsprojekt "Educating For The Future: Building Coalitions and Crossing Boarders in Women's Studies Graduate Education" (geleitet vom Department of Women's Studies und Curriculum Transformation Project an der University of Maryland, finanziert durch die Ford Foundation, insgesamt sechs Partnerinstitutionen) (seit 2001) Mitarbeit als ständige externe Lektorin an Aufbau und Durchführung des Moduls "Globalgeschichte" im Studienplan Geschichte an der Universität Wien (seit 2002). Mitglied der Jury zur Vergabe des Buchpreises "Das Historische Buch des Jahres" von H-Soz-Kult (seit 2003). Publikationen
siehe "List of publications" unter http://www.ceu.hu/gend/Zimmermann/cv.htm Homepage: http://www.ceu.hu/gend/Zimmermann/Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten2. a) Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen? Zur Geschichtswissenschaft kam ich aus dem Interesse, gesellschaftliche Zusammenhänge so tiefgehend und übergreifend wie möglich zu verstehen. Hinzu kam und kommt die Hoffnung, daß mit dem Erkennen der historischen Gewordenheit von ungleichen und ungleichwertigen gesellschaftlichen Beziehungen, von Inhumanität und Ungerechtigkeit auch Voraussetzungen zur Überwindung der dadurch geprägten Verhältnisse geschaffen werden. Als Beruf macht mir Geschichte außerdem Spaß, weil sie (mir) eine relativ freie Lebensform ermöglicht, und weil sowohl die inhaltlichen wie die methodischen Zwänge und Einengungen geringer sind, als in den meisten anderen Disziplinen. 2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste? Am folgenreichsten und wichtigsten ist gewiß die Dezentrierung und Multiplizierung jener historischen Perspektiven, die für 'legitim' erachtet werden. Dies birgt die unvergleichliche Chance, Erfahrung und Interesse verschiedenster Gruppen von Menschen gleichzeitig und in ihrem oft komplexen und widersprüchlichen, häufig Grenzen und Kulturen überschreitenden Zusammenhang darzustellen. 2. c) Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte? Die Multiplikation und fortschreitende Erweiterung von Forschungsfeldern ist eine begrüßenswerte Tatsache. Ich glaube, daß es in den nächsten Jahren weniger darauf ankommen sollte, konkrete, thematische Innovationen konkret abzustecken oder zu fördern. Wichtiger wird es sein, dezentrierte und zugleich integrative Herangehensweisen zu fördern, und zugleich Herangehensweisen zu entwickeln, die es erlauben, auf beides: Erfahrungen, Identitäten und Interessen der Menschen einerseits, asymmetrische Beziehungen und Verhältnisse im Mikro- wie im Makrobereich andererseits gleichermaßen zu fokussieren. 2. d) Sollten sich Fachhistoriker mit historischen Argumenten in aktuellen politischen Debatten zu Wort melden, wie es jüngst wieder häufiger zu beobachten ist? Braucht unsere Gesellschaft mehr historische 'Politikberatung'? Die Geschichtswissenschaft erfüllt, ob sie dies nun bewußt anstrebt oder nicht, immer politische Funktionen. Um was es daher gehen muß, ist die Entwicklung veränderter Formen der Einmischung und, wenn wir darum gefragt werden, Beratung - Formen, die die gängigen Bedingungen für ein "Gehört-Werden" bewußt und auf eine Weise zu unterlaufen suchen, die sie vom "Gehört-Werden" nicht sogleich abschneidet. Dafür gibt es viele Möglichkeiten und viele gute Beispiele. 2. e) Die Universitäten kämpfen mit überfüllten Hörsälen und leeren Kassen, ringen um neue, kürzere Formen des Studierens (BA, MA). Welche Folgen würden Ihrer Meinung nach Studiengebühren und die Möglichkeit der Auswahl der Studenten durch die Universität für Lehre und Forschung in den Geschichtswissenschaften haben? Für jene Fächer, deren unmittelbare berufliche Verwertbarkeit gering und/oder unsicher ist, werden Studiengebühren unter den gegebenen Verhältnissen verheerende Folgen haben. Wo, wie bis dato vor allem im angelsächsischen Raum, mit der Einführung oder Erhöhung von Studiengebühren die verstärkte Verkoppelung von Finanzierungsquoten mit Student/innenzahlen verbunden wird, führt dies bereits heute zur Schließung von weniger traditionell oder auch nur weniger anwendungsorientiert ausgerichteter departments. Beiträge zu den Kosten des Studiums sind ausschließlich selektiv - nach Einkommenslage der einzelnen Student/innen und nach Fächerwahl - sinnvoll. 3. Stellen Sie bitte Ihren persönlichen Favoriten unter den historischen Büchern des Jahres 2002 kurz vor und erläutern Sie Ihre Wahl. (15-20 Zeilen.) Ich hatte keinen einzelnen persönlichen Favoriten. |