Dr. Achim LandwehrHeinrich-Heine-Universität Düsseldorf Kurzer LebenslaufGeburtsjahr und -ort; aufgewachsen / Schulabschluss in:geboren 1968 in Heilbronn; aufgewachsen in Heilbronn und in Bernau/Schwarzwald; Abitur 1988 am Kolleg St. Blasien Studienfächer und -dauer, Studienorte:Magisterstudium der Geschichte, Germanistik und Rechtswissenschaft an den Universitäten Augsburg, Freiburg, Basel und Dublin (1990-1995) Abschlüsse:Magister Artium 1995, Promotion 1999 in Freiburg i.Br. Thema der Promotion: Policey im Alltag. Die Implementation frühneuzeitlicher Policeyordnungen in Leonberg (erschienen Frankfurt a.M. 2000) Thema der Habilitation: derzeit Arbeit an einem (noch?!) als Habilitation geplanten Projekt mit dem Titel "Die Erschaffung Venedigs. Raum, Bevölkerung, Mythos 1570-1750" Tätigkeiten an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen:1996-1998: Doktorand am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte in
Frankfurt a.M.;
1999-2000: Postdoktorand des Graduiertenkollegs "Wissensfelder der Neuzeit. Entstehung und Aufbau der europäischen Informationskultur" der Universität Augsburg;
2000-2003: wissenschaftlicher Assistent bzw. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Europäische Kulturgeschichte
der Universität Augsburg;
seit 2003: Juniorprofessor für Europastudien an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Zurückliegende Forschungsschwerpunkte:Geschichte der erzwungenen Assimilation; Geschichte Irlands; Policey in der Frühen Neuzeit Aktuelle Forschungsschwerpunkte:Geschichte der Wissens- und Wahrnehmungsformen; Theorien und Methoden der Kulturgeschichte; Kulturgeschichte des Politischen; Geschichte Venedigs Wichtige Monographien oder Herausgeberschaften- Policey im Alltag. Die Implementation frühneuzeitlicher Policeyordnungen in Leonberg; Frankfurt
a.M. 2000
- Geschichte des Sagbaren. Einführung in die historische Diskursanalyse, Tübingen 2001
- gemeinsam mit Friso Ross (Hg.), Denunziation und Justiz. Historische Dimensionen eines sozialen Phänomens, Tübingen
2000
- gemeinsam mit Thomas Simon (Hg.), Repertorium der Policeyordnungen der Frühen Neuzeit, Bd. 4: Baden und Württemberg, Frankfurt a.M. 2001;
- (Hg.), Geschichte(n) der Wirklichkeit. Beiträge zu einer Sozial- und Kulturgeschichte des Wissens, Augsburg 2002
Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten2. a) Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen? Entdeckt habe ich mein Interesse für die Geschichte bereits recht früh in der Schule. Allerdings habe ich sehr lange gezögert, Geschichtswissenschaft sowohl zu meinem Studienschwerpunkt als auch zu meinem Beruf zu machen. Ausschlaggebend für eine solche Entscheidung waren sicherlich meine schulischen und akademischen Lehrer, die zwar auch auf die (beruflichen) Schwierigkeiten hingewiesen haben, die sich mit einer solchen Entscheidung verbinden, die aber vor allem immer das Interesse und die Freude an wissenschaftlichen Inhalten gefördert haben. 2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste? Ohne Frage: die jüngste Diskussion um die Kulturgeschichte, die nicht nur in der Lage ist, einen lebhaften Streit zu initiieren, sondern auch an dem zentralen Paradigmenwechsel der Geschichtswissenschaft des 20. Jahrhunderts anknüpfen kann, an der Annales-Historiographie. 2. c) Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte? Es sind wohl weniger dezidierte Forschungsfelder, die ich konkret vermisse, als vielmehr eine Neukartographierung der historischen Disziplinen insgesamt. Die üblichen chronologischen und geographischen Kategorisierungen - wie sie sich nicht nur in zahlreichen Lehrstuhlbezeichnungen finden, sondern auch in den Rubriken zum "Buch des Jahres"! - haben meines Erachtens Ihre Schuldigkeit getan. Für die Zukunft fände ich es interessanter, thematische Schwerpunkte auszuflaggen, wie sie beispielsweise schon für die Wissenschafts- oder Geschlechtergeschichte vereinzelt bestehen, aber auch für andere Bereiche in Angriff genommen werden könnten: für die Geschichte des Wissens, der Kommunikation, der Medien etc. 2. d) Sollten sich Fachhistoriker mit historischen Argumenten in aktuellen politischen Debatten zu Wort melden, wie es jüngst wieder häufiger zu beobachten ist? Braucht unsere Gesellschaft mehr historische 'Politikberatung'? Bekanntlich ist es ein zweischneidiges Schwert, wenn Wissenschaft sich in die Öffentlichkeit drängelt. Wissenschaft braucht die Öffentlichkeit, um ihre Ergebnisse zu präsentieren, um sie denjenigen zukommen zu lassen, für die sie gedacht sind, um ihr Tun zu rechtfertigen. Jedoch entsprechen Rezeption und Aufarbeitung (um nicht zu sagen: Verkürzung) wissenschaftlicher Ergebnisse in öffentlichen Diskussionen eher selten dem Arbeitsaufwand, der zuvor investiert wurde. Übrig bleiben nicht selten Schlagworte, die eher verwirren als aufklären. Und doch würde ich dafür plädieren wollen, sich auch seitens der (Geschichts-)Wissenschaften größeres Gehör in allgemeinen Debatten zu verschaffen, wobei ich jedoch zwei Punkte für wichtig halte: Erstens müsste deutlich gemacht werden, dass Geschichte nicht nur aus dem Nationalsozialismus besteht (also eine Gegenbewegung zum Guido-Knopp-Effekt), sondern auch frühere Jahrhunderte uns durchaus etwas "zu sagen haben". Zweitens sollte es sich nicht nur und auch nicht vorwiegend um eine Politikberatung handeln, sondern um eine allgemeine historische Beratung, d.h. die Geschichtswissenschaften müssten in der Öffentlichkeit deutlicher machen, warum und in welcher Form sie einen Beitrag für die Gesellschaft leisten.
Homepage: http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/kulturgeschichte/forschung_landwehr.php |