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Fachforum zur Geschichte des kulturellen Transfers und der transnationalen Verflechtungen in Europa und der Welt

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Das Historische Buch 2002


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Prof. Dr. Martin H. Geyer

Ludwig-Maximilians-Universität München

Curriculum Vitae

Ausbildung

Juni 1976: Abitur am Fürstenberggymnasium in Donaueschingen

Juli 1976-Oktober 1977: Grundwehrdienst in Marburg und Kassel

Wintersemenster 1977: Immatrikulation an der Ludwig-Maximilians-Universität München (Geschichte, Amerikanistik, Politikwissenschaft, Volkswirtschaft)

Akademisches Jahr 1979/80: DAAD-Stipendium an der Universität von Wisconsin, Madison, USA

Juli 1983: Magister Artium ("mit Auszeichnung") im Fach Geschichte an der Ludwig- Maximilians-Universität München.

Juni 1987: Promotion ("summa cum laude") im Fach Geschichte an der Ludwig-Maximilians- Universität München

Juni 1994: Abschluß des Habilitationsverfahrens an der Universität zu Köln mit der Venia Legendi für Neuere Geschichte

Akademische Tätigkeit

Okt. 1987-Okt. 1991: Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Professor Dr. Wolfgang Schieder, Universität Trier

Okt. 1991-Dez. 1991: Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Professor Dr. Wolfgang Schieder, Universität zu Köln

Jan. 1992-März 1995: Hochschulassistent an der Universität zu Köln bei Prof. Wolfgang Schieder

Akad. Jahr 1992/93: John-F.-Kennedy Fellow am Minda de Gunzburg Center for European Studies an der Harvard Universität, USA

April 1995-Sept.1997: Stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Instituts, Washington, D.C.

Seit Oktober 1997: C-3 Professur für Neuere Geschichte an der LMU München

Aufgaben in der Universitären Selbstverwaltung

Seit WS 1997: Mitglied der Lehrauftragskommission

WS1999-WS 2000/01: Mitgl. d. Geschäftsführenden Direktoriums des Historischen Seminars; WS 2000/01 Geschäftsführender Direktor

Seit WS 2001: Vorsitzender der Kommission für Anerkennung der Zwischenprüfungszeugniss (LPO I)

Seit WS 2002/3: Mitglied im Fachbereichschaftsrat

Mitglied in Forschergruppe

Kulturelle Inszenierung von Fremdheit im 19. Jahrhundert: Teilprojekt: Paris als "global village": Frankreich und das Fremde auf den Weltausstellungen von 1867, 1878 und 1889 (Prof. Dr. Martin H. Geyer; Volker Barth)

Laufende Forschungsschwerpunkte

Die Bundesrepublik in den 1970er Jahren

The Globalization of Standards: Time, Money and Space in the 19th Century

Der Fall Barmat in der Weimarer Republik

Die Reichsknappschaft. Versicherungsreformen und Sozialpolitik im Bergbau, München: Beck 1987.

Verkehrte Welt. Revolution, Inflation und Moderne, München 1914-1924, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998.

Martin H. Geyer und Johannes Paulmann (Hg.), The Mechanics of Internationalism in the Nineteenth Century, Oxford: Oxford University Press 2001.

Manfred Berg und Martin H. Geyer (Hg.), Two Cultures of Rights: Germany and the United States, Cambridge: Cambridge University Press 2002.

Prime Meridians, National Time, and the Symbolic Authority of Capitals in the Nineteenth Century, in: Andreas Daum und Christof Mauch (Hg.), Washington - Berlin (erscheint Winter 2003/04).

Im Schatten der NS-Zeit: Zeitgeschichte als Paradigma einer (bundes-)republikanischen Geschichtswissenschaft, in: Wolfgang Schieder und Alexander Nützenadel Hg.), Zeitgeschichte in Europa (erscheint Winter 2003/04).

Contested Narratives of the Weimar Republic: The Case of the "Kutisker-Barmat Scandal", ii Kathleen Canning u.a. (Hg.), Weimar Republic.

Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten

2. a) Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen?

Vor Beginn meines Studiums konnte ich mir nicht vorstellen, Geschichte zum einem Beruf zu machen. Es waren verschiedene Lehrer, nicht zuletzt aber ein Aufenthalt in den USA, die mein Interesse für die Geschichte weckten.

2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste?

Die Kulturgeschichte hat die Fragestellungen neuerer Arbeiten radikal verändert, ein Trend, der sich in den nächsten Jahren eher noch verstärken wird, wenngleich es viele Gegenbewegungen und neue „Synthesen“ geben wird.

2. c) Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte?

Bemerkenswert ist die wachsende Zahl von Publikationen zu den verschiedenen Aspekten transnationaler Geschichte.

2. d) Sollten sich Fachhistoriker mit historischen Argumenten in aktuellen politischen Debatten zu Wort melden, wie es jüngst wieder häufiger zu beobachten ist? Braucht unsere Gesellschaft mehr historische 'Politikberatung'?

Ja, wenn sie etwas Vernünftiges zu sagen zu haben.

2. e) Die Universitäten kämpfen mit überfüllten Hörsälen und leeren Kassen, ringen um neue, kürzere Formen des Studierens (BA, MA). Welche Folgen würden Ihrer Meinung nach Studiengebühren und die Möglichkeit der Auswahl der Studenten durch die Universität für Lehre und Forschung in den Geschichtswissenschaften haben?

Eine kurze Anwort ist kaum möglich. Die Einführung des BA wird das Studium weitreichend verändern und, insbesondere an großen Universitäten, ganz neue Prüfungsbelastungen bringen. Studiengebühren halte ich für sinnvoll – aber die Finanzlage wird sich damit nicht verbessern. Eine Auswahl der Studierenden wäre ebenfalls wünschenswert; aber wer wird sich von der Ideologie großer Zahlen (“Überlasten“) verabschieden, die nach wie vor die Begründung von Stellen sind?

3. Stellen Sie bitte Ihren persönlichen Favoriten unter den historischen Büchern des Jahres 2002 kurz vor und erläutern Sie Ihre Wahl. (15-20 Zeilen.)

Hagemann, Karen: "Männlicher Muth und teutsche Ehre". Nation, Krieg und Geschlecht in der Zeit der antinapoleonischen Kriege Preußens. Paderborn: 2002.

Unter den vielen interessanten Büchern des Jahres 2002 nimmt die Habilitationsschrift von Karen Hagemann einen besonderen Platz ein. Endlich liegt eine anregende und lesbare Geschichte Preußens während der Freiheitskriege vor, welche gegenüber den vielen Handbuchdarstellungen „deutscher Geschichten“ neue Akzente setzt. Frau Hagemann setzt den Leser dem Faszinosum der Quellen aus, der Logik der „großen“ Denkschriften nicht weniger als Selbstzeugnissen, öffentlichen Kundgebungen, Liedern und Bildern. Inspiriert ist auch diese Darstellungen von kulturgeschichtlichen Fragestellungen. Im Mittelpunkt steht die Durchdringung des entstehenden Nationalismus durch neue geschlechtsspezifische Stereotypen. Ich finde es faszinierend, wie Frau Hagemann mit langem Atem dieses „gendering“ in die verschiedensten Verästelungen von der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht bis zur ideologischen Mobilisierung für Krieg und Nation mit einer Fülle von Einzelergebnissen verfolgt. Dabei wird Geschlechtergeschichte als Beziehungsgeschichte der Geschlechter verstanden, die „die Ausformulierung und Konstruktion einer extrem dichotomisch und hierarchisch organisierten, anthropologisch begründeten und universelle Geltung beanspruchen Geschlechterordnung“ erst verständlich macht. Schließlich: Mit großem Gespür gleichermaßen für historische Nuancen wie für die „großen Linien“ werden die feinen Formen von Inklusion und Exklusion dieses neuen Nationalismus vorgestellt. Vorstellungen einer Abstammungs– und Kulturnation bezog Frauen für in einen allgemeinen Politisierungsprozeß ein, was, wie überzeugend argumentiert wird, nicht gleichbedeutend war mit einer Zubilligung von Rechten als politische „Staats–Bürgerinnen“. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, Frau Hagemann würde etwas couragierter die Folgen für das 19. Jahrhundert aufzeigen, handelt es sich doch um ein innovatives Buch, das noch lange die Meßlatte für Arbeiten auf dem Gebiet der Nationalismusforschung, zu deren konstitutiven Element die Geschlechtergeschichte gehört, abgeben wird.

Homepage: http://www.geschichte.uni-muenchen.de/ngzg/geyer/index.shtml


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